Die auf historische Biografien spezialisierte amerikanische Schriftstellerin Marie Benedict erzählt sehr nahe am geschichtlich Verbürgten die Geschichte der drei Töchter des englischen Adligen David Freeman Mitford, des 2. Baron von Redesdale: Diana und Unity wenden sich von Beginn der 1930er Jahre sehr entschieden dem Faschismus zu. Nancy dagegen, die bereits 1931 als satirische Schriftstellerin reüssierte, bleibt den beiden Schwestern zwar verbunden, geht aber immer mehr auf politische Distanz.
Im Roman fungiert Nancy als Ich-Erzählerin und als eine Art moralische Instanz. Denn nachdem auch die Eltern sich ihren beiden Töchtern Diana und Unity anschließen, nach Deutschland reisen und glühende Hitler-Anhänger werden, erkennt sie den Handlungsbedarf. Sie spioniert den geheimen Plänen Dianas und Mosleys hinterher, und zwar im Auftrag eines weiteren Verwandten, nämlich Winston Churchill. Dessen Frau Clementine ist eine Cousine der Mitford-Geschwister.
So hat dieser historische Familienroman alles, was zu einem abgründigen Society-Drama gehört: Verschrobenen Hochadel, der in gefährliche politische Abwässer driftet, eine aufrechte und kluge Heldin, Nancy, die als moralische Instanz am Ende doch die Familienehre rettet und schließlich noch das Drama der verblendeten Unity Mitford, die zur Vertrauten Hitlers wird, dann aber versucht sich umzubringen, als England den Deutschen den Krieg erklärt.
Eine Rezension von Peter Meisenberg
Literaturangaben:
Marie Benedict: Die Mitford Schwestern
Aus dem Englischen von Karin Gerwig und Marieke Heimburger
KiWi-Paperback Verlag, 2024
416 Seiten, 17 Euro