Gereon Rath, Kommissar und Held der vorausgegangenen neun famosen historischen Krimis, ist im zehnten und leider letzten Band, tot. Glauben jedenfalls alle. Nur wenige wissen, dass er mit einem falschen Pass aus den USA zurückgekehrt ist, um sich um seinen kranken Vater in Köln zu kümmern. Dazu versteckt er sich bei Konrad Adenauer in Rhöndorf.
So bestreitet den Hauptteil der Handlung seine Frau Charlotte, die in Berlin zunächst als Privatdetektivin, später als Kriminalpolizistin arbeitet. Dabei bekommt sie es mit einem ganz besonderen Mordfall zu tun: Ihrer und Gereons Pflegesohn Fritz, selbst ein Hitlerjunge, wird verdächtigt, nach einem Streit über das Verprügeln jüdischer Fußballspieler andere Hitlerjungen aus seiner Schar erschossen zu haben.
Der Roman spielt im Spätherbst des Jahres 1938, kurz vor den antisemitischen Novemberpogromen der Nazis. Er fängt, wie gewohnt bei Volker Kutscher, hautnah die Stimmung der deutschen Bevölkerung ein: Das Regime sitzt fest im Sattel und in den Köpfen der Leute, besonders in denen der Kripo-Kollegen von Charlotte. In diesem Klima ist es für sie alleine unmöglich, die Unschuld von Fritz zu beweisen. Gereon muss sein sicheres Versteck verlassen und ihr helfen.
Gekonnt zieht Volker Kutscher auch in diesem Roman wieder die Fäden der auf eine kaum überschaubare Zahl von Protagonisten verteilten Handlung und führt sie in einem dramatischen Finale zusammen. Das ist hohe Krimikunst!
Eine Rezension von Peter Meisenberg
Literaturangaben:
Volker Kutscher: Rath. Der zehnte Rath-Roman
Piper Verlag, 2024
624 Seiten, 26 Euro