Hörbuch der Woche

"Am Rand eines Erdteils" von Thomas Barsch

Stand: 04.12.2024, 09:50 Uhr

Lyrik, Erzählungen, Hörspiel: mit der Trilogie "Am Rand eines Erdteils" kann man den Dichter Thomas Brasch in all seinen Facetten hörend entdecken.

Der Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker Thomas Brasch war eine der markantesten Stimmen der neueren deutschen Literatur. 1945 wurde er geboren, 1976 verließ er die DDR, er hatte sich mit dem Unrechtstaat angelegt. Danach wurde er mit seinen Gedichten und Erzählungen bekannt, in denen er elegisch, poetisch, dann wieder brutal und scharf vom Leben der Menschen in der DDR erzählte, und einen ganz eigenen, neuen Ton in der Literatur anschlug.

In den vierzig Gedichten des Bandes "Der schöne 27. September", in denen Lars Eidinger seine große Sprechkunst beweist, erlebt man den widerständigen, kämpferischen, aber auch den zerrissenen, melancholischen Thomas Brasch.

Im zweiten Teil der Trilogie liest Florian Schmidtke elf der Erzählungen, mit denen Thomas Brasch 1977 bekannt wurde: "Vor den Vätern sterben die Söhne". Darin schildert der Autor den Alltag vor allem junger Menschen in der DDR, wie sie ihre Individualität verteidigen, Widersprüche aushalten, in Betrieben, im Privatleben. Manche arrangieren sich, wieder andere verlassen die DDR – wie Thomas Brasch. Florian Schmidtke liest eindringlich, ohne zu überzeichnen.

Im dritten Teil dann ist mit dem Hörspiel "Lovely Rita" der Dramatiker Brasch zu erleben. Die siebzehnjährige Waise Rita Grabow lebt mit fünf Kumpaninnen in einem Bauwagen und sehnt sich nach der Freiheit. Das Hörspiel mit Julia Preuß und Alexander Pensel in den Hauptrollen ist ein wirbelnder Reigen von Monologen, Erinnerungen, Alltagsszenen und Tagträumen. Das wirkt wild und hart, und steckt doch voll zarter Momente und fragiler Gedankenspiele.

Die Trilogie "Am Rand eines Erdteils" bietet einen wunderbare Möglichkeit, den Dichter Thomas Brasch kennenzulernen.

Eine Rezension von Christian Kosfeld

Literaturangaben: