Autorin im Gespräch

Nora Bossong über "Reichskanzlerplatz"

Stand: 09.08.2024, 08:55 Uhr

Ein Roman über Magda Goebbels und über scheiternde Liebesbeziehungen vor dem Hintergrund des erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland. Privat und politisch zugleich.

Nora Bossong über "Reichskanzlerplatz" WDR 5 Bücher - Autoren im Gespräch 10.08.2024 13:00 Min. Verfügbar bis 09.08.2025 WDR 5

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Hans Kesselbach lernt im Berlin der 1920er Jahre den Industriellensohn Hellmut Quandt kennen. Hans verliebt sich in Hellmut und ist gleichzeitig fasziniert von dessen Stiefmutter Magda. Die ist im "goldenen Käfig" ihrer Ehe mit dem älteren Günther Quandt zunehmend unglücklich und stürzt sich in Affären; auch in eine mit Hans, der so wiederum seine Homosexualität kaschieren kann. Magda fühlt sich immer stärker vom nationalsozialistischen Gedankengut angezogen, wird NSDAP-Mitglied und heiratet Joseph Goebbels.

Hans beendet sein Jurastudium und geht während des Zweiten Weltkriegs als Diplomat nach Italien. "Reichskanzlerplatz" ist ein Roman, der ein Gesellschaftsbild der 20er und 30er Jahre in Deutschland mit dem rasanten Aufstieg der NSDAP nachzeichnet. Erzählt aus der Perspektive von Hans Kesselbach. Politische und private Geschichten werden gekonnt miteinander verwoben.

"Reichskanzlerplatz" von Nora Bossong ist ein spannender und kluger Kommentar zu historischen Ereignissen; gewisse Parallelen zur Gegenwart lassen sich assoziieren. Wieder einmal verknüpft Nora Bossong gekonnt Liebesgeschichten mit weltpolitischen Umwälzungen. Leicht, beinahe beiläufig erzählt, mit einer Tiefe und Relevanz, die beeindruckt.

Eine Rezension von Barbara Geschwinde

Literaturangaben:
Nora Bossong: Reichskanzlerplatz
Suhrkamp, 296 Seiten, 25 Euro