Aktuelle Lyrik - Ein Gedicht

"Melancholie der Literatur" aus: "Playstation" von Cristina Peri Rossi

Stand: 15.11.2024, 12:03 Uhr

Cristina Peri Rossi ist eine der herausragenden Stimmen der spanisch-lateinamerikanischen Literatur; eine begnadete Dichterin, wie auch ihr unlängst erschienener Lyrik-Band "Playstation" beweist.

Cristina Peri Rossi wurde 1941 in Montevideo geboren, wo sie Musik und Biologie studierte und dann als Journalistin und Hochschuldozentin tätig war. Als sich am Horizont die Zeichen mehrten, dass in Uruguay die Militärs die politische Macht übernehmen werden, flüchtete Cristina Peri Rossi 1972 nach Spanien und ließ sich in Barcelona nieder, wo sie bis heute lebt.

Ihr umfangreiches Werk umfasst Lyrik, Erzählungen, Romane und Essays. Einem größeren Publikum hierzulande dürfte sie bekannt sein durch übersetzte Romane wie "Einzelgänger der Liebe" oder "Die letzte Nacht Dostojewskis" und Lyrikbände wie "Mona Lisa und ihr Maler". Mit der Erzählung "Die Zigarette", einer Trennungsschmerzgeschichte von den Freuden des Rauchens, bescherte sie dem Berenberg Verlag sogar einen Bestseller.

2021 wurde Cristina Peri Rossi der "Cervantespreis", die bedeutendste literarische Auszeichnung der spanischsprachigen Welt zuerkannt. Bei der Preisverleihung, der sie aus gesundheitlichen Gründen fernbleiben musste, ließ sie in der Dankesrede mitteilen: "Ich könnte die dankbarsten Worte aufschreiben, aber sie würden nicht diejenigen retten, die im kultivierten Europa durch Bomben und Raketen sterben".

Einmal mehr zeigte dieses Verdikt die große, alles überstrahlende humanistische Haltung der Dichterin in ihrem literarischen Schaffen. Das bedeutet allerdings nicht, dass hier jemand mit dem humanistischen Zeigefinger durch die Welt läuft, um überall auf das Böse zu deuten.

Es ist der Grundton der freundlichen, die Menschen und das Menschliche verstehenden und empathischen Haltung, den wir auch in den Gedichten von "Playstation" finden. Geschrieben mit feiner, selbstironischer Klinge. Knapp, klar, präzise und pointiert formuliert.

Ob in "Treue", dem Bekenntnis einer lebenslangen Liebe zu der Sängerin Mina, deren Lied "Margherita di Cocciante" von Cristina Peri Rossi bis heute so intensiv empfunden wird wie beim ersten Mal und sie resümieren lässt: "Soll jemand sagen, ich sei eine treulose Person" – oder in "Kreisrunder Spiegel", der Geschichte eines Forstingenieurs, der "Steineichen in Katalonien pflanzte" und eins ihrer Bücher ins Französische übersetzte, nur um seiner Angebeteten zu imponieren - "er sagte, jeder Baum sei ein Wort" - und an deren Ende die Dichterin trocken bekennt: "die Übersetzung gefiel mir / die beste, die ich je gelesen hatte".

Cristina Peri Rossi versteht es meisterhaft, Geschichten aus der Mitte des Lebens zu wundervollen Gedichten zu gestalten, was diesen Band zu einem im besten Sinne fröhlich-tröstlich-melancholischen Lesevergnügen macht.

Eine Rezension von Matthias Ehlers

Literaturangaben:
Cristina Peri Rossi: Playstation
Spanisch / Deutsch
Übersetzung: Heinrich von Berenberg
Berenberg Verlag, 136 Seiten, 24 Euro