Joris: "Das Glück an die Hand nehmen"

Stand: 01.04.2021, 14:04 Uhr

"Es ist eine innere Einstellung, ob man jeden Tag auch schöne Dinge findet, die man selbst als Glück empfindet", sagt Joris im WDR 2 Interview zum Thema Glück.

WDR 2: Du bist auf den letzten Metern deines neuen Albums. Das ist so gut wie fertig. Da ist man auch glücklich, oder?

Joris: Da ist man in erster Linie sehr aufgeregt. Aber ich bin auch tatsächlich sehr glücklich. Ich durfte ja gerade bei "Sing meinen Song" drehen und parallel mein Album fertig machen. Und es gibt gerade trotz dieser schwierigen Zeit für mich und mein Umfeld doch ein paar Dinge, über die wir uns auch freuen können.

WDR 2: Die muss man sich auch wirklich suchen, also kleine Dinge und vielleicht auch mal etwas Größeres. Und das umso mehr feiern in diesen Zeiten.

Joris: Absolut. Ich glaube, das ist vielleicht auch was, das wir hoffentlich irgendwie mitnehmen können. Das ist wie so ein schwerer Stein vielleicht, den man die ganze Zeit rumgetragen hat. Und wenn man den irgendwann wegwerfen darf, dann ist man hoffentlich sehr viel leichter und schneller.

WDR 2: Das hast du schön gesagt, das wäre ja auch ein eigener Song eigentlich schon.

Joris: Und das am frühen Morgen, gar nicht mal so übel.

WDR 2: Also, ich bin ganz beeindruckt. Es gibt so dieses Klischee, dass unglückliche Künstler kreativer sind. Wie ist es bei dir?

Joris: Also, ich hab' wirklich das Gefühl, dass natürlich die großen Emotionen viel, viel mehr einen inspirieren zum Schreiben. Ich glaube, in den seltensten Fällen ist es so, dass ich übers Einkaufen schreiben würde, sondern natürlich sind die großen traurigen Themen oder auch die sehr, sehr schönen Themen die Momente, über die man schreibt. Deswegen will ich es wahrscheinlich irgendwie halb unterschreiben.

WDR 2: Okay, also es braucht die großen emotionalen Momente und Augenblicke. Aber das ist dann egal, ob es Glück ist oder Unglück.

Joris: Absolut. Es gibt dieses schöne Sprichwort "Schmetterlinge im Bauch" - und jeder, der schon einmal richtig am Boden war, weiß auch, wie man Bauchschmerzen hat manchmal, wenn es richtig wehtut. Und ich glaube, wenn solche Zustände im Körper passieren, dann kann man, glaube ich, auch gute Songs schreiben.

WDR 2: Fällt es dir denn leichter, über ein schönes Thema zu schreiben oder ein schweres Thema?

Joris: Kann ich so pauschal nicht beantworten. Ich habe aber wirklich das Gefühl, dass leider Gottes die schönen Dinge im Leben gefühlt viel schneller vorbeiziehen als die negativen Dinge. Mit Trauer und Schmerz, habe ich das Gefühl, vergeht die Zeit viel langsamer.

WDR 2: Ja, das Glück hält man vielleicht auch nicht so lange, wenn es dann mal da ist.

Joris: Umso wichtiger, glaube ich, dass man das wirklich lernt zu genießen. Und je älter ich werde, umso mehr merke ich natürlich, dass es auch ein bisschen auf mich selbst ankommt. Ob ich das Glück auch vielleicht, wenn es da ist, an die Hand nehme und nicht auf noch was anderes warte. Sondern ich glaube, es ist auch eine innere Einstellung, ob man jeden Tag vielleicht auch schöne Dinge findet, die man selbst eben als Glück empfindet.

WDR 2: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte WDR 2 Moderator Jan Malte Andresen.