Der Himmel färbt sich rötlich, die Sonne scheint nur noch wie durch einen Nebelschleier auf die Erde und wenn es geregnet hat, klebt der dunkle Staub auf Autodächern und an Glasscheiben. Dass Saharasand bis nach NRW geblasen wird, passiert immer wieder. Doch wie ist das überhaupt möglich?
Wie kommen Wüstensand und -staub bis nach Europa?
Damit Staub aus der Sahara es bis nach NRW schafft, sind vor allem zwei Faktoren nötig. Einer davon, ist eine herrschende Warmwetterlage, in der warme Luft aus Nordafrika in Richtung Norden, also nach Europa, zieht. Wenn dann noch lokale Wirbelstürme in der Sahara den Sand hoch genug aufwirbeln, kann er laut Deutschem Wetterdienst (DWD) mit der Höhenströmung in mehreren Kilometern Höhe über große Entfernungen transportiert werden. Das passiert demnach in Höhen von zwei bis sieben Kilometern.
So hat beispielsweise Sand, der in Algerien am nördlichsten Zipfel der Sahara aufgeweht wurde, mehr als 1.700 Kilometer hinter sich gebracht, wenn er die Südgrenze von NRW passiert, vorausgesetzt, er nimmt den kürzesten Weg. Doch das ist meist nicht der Fall, denn die typischen Transportwege sind laut DWD jahreszeitenabhängig.
Gibt es solche Wetterlagen häufiger?
Laut DWD ist genau diese Konstellation nicht so selten: "Im Laufe eines Jahres kommt es häufiger zu solchen 'Saharastaubausbrüchen' bis nach Mitteleuropa", heißt es in einem Beitrag auf der DWD-Webseite. Wie oft das Phänomen in den jeweiligen Regionen beobachtet werden kann, hängt auch von der Distanz zur Sahara ab. Nach Informationen des Global-Atmosphere-Watch-Programms (GAW) der Weltorganisation für Meteorologie kann man Wüstenstaub im Norden Deutschlands im Jahresmittel an etwa 30 Tagen beobachten. Im Süden sind es demnach etwa 50 Tage.
Wie kann der Sand in der Atmosphäre nachgewiesen werden?
Dass der Sand in mehreren Kilometern Höhe durch die Atmosphäre wandert, können Wissenschaftler durch einen Trick nachweisen. Mit speziellen Geräten schicken sie kurze Laserstrahlen in die Atmosphäre. Diese werden an den winzigen Staubpartikeln des Saharasands reflektiert und zurück zur Erde geschickt. An dem zurückgeworfenen "Licht" können die Wissenschaftler messen, wie viel Wüstenstaub sich in der Atmosphäre befindet.
Welchen Effekt hat der Wüstenstaub, wenn er bei uns ankommt?
Welchen Effekt der Wüstensand bei uns hat, kommt auf die Wetterlage an. Solange der Staub in der Luft ist, sorgen die winzigen Körnchen vor allem dafür, dass die Sonneneinstrahlung reduziert wird, weil die kleinen Quarzteilchen sie zurück ins Weltall reflektiert. Der Himmel wird sozusagen "trüb". Das kann auch Auswirkungen auf die Temperaturen bei uns haben, die dadurch sinken.
Für alle Fotobegeisterten schafft das bei guten Bedingungen den Rahmen für traumhafte Bilder von Sonnenauf und -untergängen. Denn die nur fünf bis zehn Mikrometer kleinen Staubpartikel, die in der Luft schweben, sorgen dafür, dass die Rot- und Gelbtöne noch intensiver sind, also ohnehin schon.
Ein weiterer Faktor ist, dass sich schon bei geringer Luftfeuchtigkeit schneller Wolken bilden, weil die Staubpartikel als sogenannte Kondensationskerne wirken. Das bedeutet vereinfacht ausgedrückt, dass der Wasserdampf in der Luft bei Kontakt mit dem Staub schneller zu Wasser kondensiert. Die Wolken wiederum sorgen dafür, dass mehr Sonnenstrahlen reflektiert werden.
Eine weitere Auswirkung des Phänomens ist der sogenannte "Blutregen" beziehungsweise "Blutschnee" im Winter. So wird die durch den Wüstensand bedingte rötliche Färbung des Niederschlags genannt, die man gut sehen kann, wenn die Tropfen auf Autos oder Fensterscheiben fallen und antrocknen.
Wird der Sand auch in andere Regionen geblasen?
Ja, der Sand aus der Sahara, aber auch aus anderen Wüsten auf der Welt, reist in der Atmosphäre auch in andere Regionen. So schaffte es der Staub aus der afrikanischen Wüste sogar bis nach Südamerika und hat dort einen positiven Effekt. Denn der Sand aus der Wüste ist extrem nährstoffreich und düngt den eher nährstoffarmen Boden des Regenwaldes.
Unsere Quellen:
- Deutscher Wetterdienst (DWD)
- Global Atmosphere Watch (GAW)
Über dieses Thema berichtet der WDR am 6. April 2024 unter anderem in den Hörfunk-Nachrichten auf WDR 2 um 9 Uhr.