Günstiges Girokonto gesucht? Neues staatliches Vergleichsportal hilft

Stand: 15.01.2025, 12:14 Uhr

Kontoführungsgebühren, Überziehungskosten, Zinsen: Wer ein Girokonto einrichten will, steht vor einem riesigen und unübersichtlichen Angebot. Ein staatliches Online-Vergleichsportal soll das nun ändern.

Ein Girokonto zu eröffnen, stellt einen in Deutschland oft vor die Qual der Wahl: Was kostet die Kontoführung? Wie hoch sind die Zinsen? Gibt es eine dazugehörige Kreditkarte? An welchen Automaten kann ich kostenlos Geld abheben? Wie ist es mit dem Einsatz im Ausland? All diese Fragen wollen geklärt werden - angesichts von über tausend Banken, die auf dem deutschen Markt vertreten sind, ist das eine große und zeitraubende Aufgabe.

Diese soll nun leichter werden. Denn seit Mittwoch können sich Bankkundinnen und -kunden in einem Vergleichsportal über über die für sie günstigsten Girokonten informieren. Eingerichtet wurde das Portal, das mehr als 6.900 Kontomodelle von rund 1.100 Banken enthält, von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Zum Vergleichsportal geht es hier:

Vergleiche in 27 Kategorien möglich

Die Girokonten werden auf dem Portal nach 27 Vergleichskriterien dargestellt - darunter die monatlich fälligen Gebühren, die Preise für Kreditkarten und die Zinsen für die Überziehung des Kontos. Die Ergebnisse lassen sich auch regional filtern. Der Kontenvergleich umfasst auch sogenannte Basiskonten, die die Banken seit 2016 für alle Bürger anbieten müssen, sowie Kontomodelle für Minderjährige, Studierende oder Rentnerinnen und Rentner.

Mit wenigen Mausklicks können Nutzerinnen und Nutzer Merkmale für ihr Wunschkonto festlegen und mehrere Kontomodelle direkt miteinander vergleichen. Anders als bei kommerziellen Vergleichsanbietern müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher an den jeweiligen Anbieter wenden, um ein Konto zu eröffnen.

Girokonto WDR Studios NRW 15.01.2025 00:51 Min. Verfügbar bis 15.01.2027 WDR Online

Verbraucherschützer: "Endlich unabhängig Kosten vergleichen"

Bessere Übersicht über den Finanzmarkt | Bildquelle: WDR / picture alliance / M.i.S.-Sportpressefoto

Exekutivdirektor Thorsten Pötzsch, der bei der BaFin für Verbraucherthemen zuständig ist, sprach von einem "Meilenstein im gelebten Verbraucherschutz". Den Auftrag für die Einrichtung des Portals hatte die Bonner Behörde vom Bundesfinanzministerium und vom Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erhalten.

Der Bund erfüllt damit eine Vorgabe aus einer EU-Richtlinie, die einen kostenlosen Zugang zu einer staatlichen oder privaten Vergleichs-Website für alle Bürger vorschreibt. Das Portal sei "im Sinne eines umfassenden finanziellen Verbraucherschutzes", sagte Finanzminister Jörg Kukies (SPD). Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) lobte das neue Portal als "großen Fortschritt für alle Verbraucherinnen und Verbraucher".

Die Finanzexpertin Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen begrüßte die neue Plattform, mit der eine langjährige Forderung umgesetzt werde: "Mit der Vergleichswebsite können nun mehr als 80 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland endlich unabhängig die Kosten von Zahlungskonten vergleichen. Wer sein Konto zu teuer findet und ein neues Girokonto sucht, kann auf der Website die Konditionen aller Banken einfach vergleichen."

Portal prüft Richtigkeit der Angaben nicht vor Veröffentlichung

Ein erster Blick auf das Portal offenbart eine große Bandbreite an Kosten: So verlangt die Revolut Bank für ihr "Ultra"-Konto 60 Euro Kontoführungsgebühren im Monat, während Dutzende Banken Girokonten ganz ohne Kosten für die Kontoführung anbieten. Auch der jährliche Dispozins schwankt stark, die Spanne liegt dabei zwischen 3,55 und 17,30 Prozent. Ein Vergleich kann sich also durchaus bezahlt machen.

Für die Richtigkeit der Angaben sind die Banken selbst verantwortlich. Sie müssen sie an die BaFin melden, wenn sie private Girokonten anbieten. Überprüft werden die angelieferten Daten vor der Veröffentlichung nicht. Die Behörde werde aber "stichprobenartig Qualitätschecks" vornehmen, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung der BaFin und der Ministerien.

Unsere Quellen:

  • Pressemitteilung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
  • Vergleichsportal Kontenvergleich
  • Presseagenturen KNA, Reuters, DPA