Viele Menschen würden gerne weniger arbeiten und hätten dafür mehr Freizeit. Für mehr Urlaubstage wären sogar 34 Prozent der Befragten bereit, Lohneinbußen hinzunehmen - das ist das Ergebnis einer online repräsentativen Umfrage unter 3.500 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz im Auftrag des sozialen Netzwerks "Xing".
Längere Arbeitszeiten besser für die Volkswirtschaft
Der Wunsch nach mehr Freizeit widerspricht der Ansicht zahlreicher Wirtschaftswissenschaftler, die angesichts der demographischen Entwicklung und dem Fachkräftemangel eher längere Arbeitszeiten für nötig halten. Viele Mitarbeiter spüren die Folgen unbesetzter Stellen in ihrem Unternehmen am eigenen Leib: Über 40 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen Schwierigkeiten habe, geeignetes Personal zu finden, während 30 Prozent von einer erhöhten Arbeitsbelastung und einer schlechten Atmosphäre am Arbeitsplatz sprachen. Allerdings lehnten sechs von zehn Befragten die Idee ab, selbst mehr zu arbeiten, um diesen Problemen entgegenzuwirken.
Mit den richtigen finanziellen Anreizen könnten sich jedoch mehrere Befragte vorstellen, zusätzliche Stunden zu leisten: zum Beispiel mit Bonuszahlungen und Prämien, einem höheren Gehalt oder zusätzlichen Urlaubstagen.
Im Durchschnitt lag die Wochenarbeitszeit in Deutschland 2022 bei 34,7 Stunden und damit unter dem europäischen Durchschnitt von 36,9 Stunden. Dennoch wollen generationsübergreifend 49 Prozent ihre Arbeitszeiten reduzieren - an der Spitze steht die "Gen Z" (Jahrgänge ca. 1995 bis 2010) mit 53 Prozent, dicht gefolgt von der Hälfte der "Millennials" (ca. 1980 bis 1996) und 48 Prozent der "Gen X" (ca. 1965 bis 1980). Von der Generation der "Babyboomer", die sich dem Ruhestand nähert, gaben noch 37 Prozent an, dass sie ihre Arbeitszeiten reduzieren würden. Nur neun Prozent der Befragten würden gerne mehr arbeiten.
Unsere Quellen:
- Xing-Pressemitteilung
- Deutsche Presse Agentur
Kommentare zum Thema
Nein, wir sind kein Land der Faulpelze, sondern der Wunsch nach Arbeitsverkürzung ist in den Augen vieler die Rettung vor dem sonst unausweichlichen Burnout. Fast überall wurden in den letzten Jahren Stellen gestrichen und die Arbeit auf die verbleibenden Kräfte umgelegt. In der Dienststelle meiner Tochter arbeiteten früher fünf Kräfte, jetzt muss die gleiche Arbeit von Dreien erledigt werden. In meinem Berufsbereich hat sich die Arbeitsbelastung in den letzten 20 Jahren um etwa 25-30% erhöht. Doch dabei fehlen junge Fachkräfte und im Kollegenkreis ist fast niemand mehr unter 45 Jahre. Zwischendurch mal etwas durchschnaufen oder mal einen Tag was langsamer zu arbeiten, wie es früher möglich war, ist nicht mehr drin. Stattdessen gibt es Überstunden, damit nicht alles liegenbleibt. Da ist es doch kein Wunder, dass die Teilzeitstelle angestrebt wird.
Bei diesem Ranking würde mich mal interessieren, ob darin berücksichtigt ist, wie viele Personen pro Haushalt/Familie arbeiten. Wenn nur eine Person gegen Gehalt arbeitet und die andere zu Hause die Care Arbeit macht, wird diese Care Arbeit im Pro-Kopf Ranking sicher nicht berücksichtigt. Meine Erfahrung, auch nach Gesprächen mit anderen Familien ist, dass ein Elternpaar zusammen pro Woche maximal 70, in Peakzeiten vielleicht 80 Stunden bezahlte Arbeit leisten kann, wenn die Kinderbetreuung gewährleistet ist. Diese Stunden können sich auch ungleich auf die Elternteile verteilen: macht der Vater viele Überstunden, wird die Mutter nur in Teilzeit arbeiten. Verglichen mit dem früheren Arbeits-/Lebensmodell zumindest in Westdeutschland (eine Familie hat einen Haupterwerbstätigen) sind das bei zwei Erwerbstätigen pro Familie schon mehr geleistete Stunden als früher.
Man muss alles relativ sehen, aber auf Dauer wird es nicht funktionieren immer weniger zu arbeiten und immer mehr Geld dafür zu bekommen. Irgendwann kippt das. Was ist schlimm daran auch mal mehr Stunden zu machen bei Bedarf? Ist nicht in jedem Beruf möglich und vorgesehen, es gibt aber viele Berufe wo eine gewisse Flexibilität nötig ist um den Laden am laufen zu halten. Ich habe öfter schon Tage mit 20 Arbeitsstunden gehabt und mich dann gefragt warum andere einem erklären wollen das sie von einer 20-Stunden Woche gestresst sind.