Mehr als 80 Menschen haben sich bereits gemeldet, darunter medizinische Fachangestellte oder medizinisch ausgebildete Studierende. Sie alle wollen helfen. Die Lage sei dramatisch, teilt die Kinderklinik in Paderborn mit. Patienten müssten stundenlang warten.
Heftige Infektwelle
Viele Kinder leiden unter dem hochansteckenden RS-Virus, das schwere Atemwegsinfekte hervorruft. Nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen. Deshalb können die Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger die Krankenzimmer nur dick vermummt mit Infektionsschutzkleidung betreten. Das Ein- und Ausschleusen kostet viel Zeit.
Viele Pflegekräfte krank
Dabei wissen die Pflegekräfte auch so schon nicht, wie sie die Arbeit überhaupt noch bewältigen sollen. Ein Teil der Belegschaft ist selbst erkrankt und fällt aus, andere sind Mütter oder Väter und kümmern sich zuhause um ihre eigenen erkrankten Kinder.
Ähnlich ist es an der Kinderklinik in Bielefeld: nur 10 von 15 Intensivbetten können belegt werden. Für die Aufnahme mussten Patienten bis zu sechs Stunden warten, hieß es kürzlich.
Rückholaktion ehemaliger Fachkräfte läuft
Die Kinderklinik in Paderborn hat gezielt frühere Fachkräfte im Ruhestand oder in Elternzeit angesprochen. Mehrere hätten signalisiert, dass sie in der angespannten Lage helfen würden, berichtet Pflegedienstleiterin Pia Lages. Manche hätten sich sogar über den Anruf gefreut. Sie bittet Menschen mit medizinischer Ausbildung, sich auch weiterhin zu melden.
Ausgebildete Kinderkrankenpflegerinnen könnten sehr schnell im Stationsdienst eingesetzt werden, medizinische Fachangestellte könnten Verwaltungsaufgaben wahrnehmen oder die Pflege unterstützen. Andere Helfende könnten in der Essensausgabe oder im Bettendienst eingesetzt werden, um die Kinderkrankenpflegerinnen zu entlasten.
Appell an Eltern
In vielen Fällen könnten aber auch die Eltern kranker Kinder für Entlastung sorgen, sagt Oberarzt Dr. André Wilken. Bei einfachen Infekten oder auch einer Mittelohrentzündung seien die Kinder- und Hausärzte die ersten Ansprechpartner, nicht die Klinik. Es sei wichtig, dass die Kliniken für die schweren Fällen, etwa Kinder mit Atemnot, einsatzbereit seien.
Auch andere Kliniken in OWL sind überlastet. In Minden werden nicht notwendige Operationen verschoben. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass die angespannte Lage noch bis ins Frühjahr anhält.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 12.12.2022 im Radio auf WDR 2 und in der Lokalzeit OWL im Fernsehen.