Das Wetter passte zur Premiere: Keine Wolke trübte die Sonne am Himmel über Gronau, als Technikchef Heiko Klaas und Anlagenbauer Frank Isfort auf das Meer der schwarzen Solarmodule schauen: Die größte Solaranlage auf einem Dach in NRW ist fertig. 11.000 Solarmodule bruzzeln bei 32 Grad in der Spätsommer-Sonne.
Grund für den Bau
"Wir wissen ja oft gar nicht, wie hoch die Strompreise bis zum Ende eines Tages noch steigen! Wie soll man da Stabilität bekommen?" stöhnt Heiko Klaas. Die explodierenden Energiepreise bei Beginn des Ukraine-Krieges gaben den letzten Kick. "Zwei Stunden, dann stand die Entscheidung für die Rekord-Solaranlage."
Selbstversorgung durch Solarenergie
Unter den Hallendächern laufen die Geräte, Ladestationen für Gabelstapler, Transportbänder. Und Kühlaggregate. Im 3000 Quadratmeter großen Tiefkühllager ist es eiskalt: minus 25 Grad.
"Von hier aus werden unsere gesamten Ketten mit Tiefkühlware versorgt". Ein Energiefresser, besonders an Sommertagen wie heute. "Das braucht Strom wie 600 Einfamilienhäuser!", erklärt Heiko Klaas. Auch hierfür kommt der Strom demnächst komplett von der Solaranlage.
Unabhängigkeit durch Solarstrom
Bisher waren Tage mit so viel Sonne und Wärme teuer für K+K. Gerade im Sommer muss viel gekühlt und gefrostet werden. Die Stromzähler rannten, wenn das Außenthermometer stieg. Dazu kamen die Preissteigerungen auf dem Energiemarkt. Da halfen auch die bereits installierten Solarmodule kaum. Eine gößere und leistungsstärkere Lösung sollte her.
Jetzt liegen 22.000 Quadratmeter Solarfläche auf dem Dach mit 4,7 MW-Spitzenleistung. Das ist ein neuer NRW-Rekord. Und das nur eine Woche nachdem die bislang größte Anlage NRWs der Stadtwerke Wülfrath eingeweiht wurde. Sie umfasst immerhin auch stattliche 10.800 Solarmodule.
Strom selbst verbrauchen
Der Strom, den die Anlage in Gronau produziert, reicht theoretisch für 1.500 Haushalte. Praktisch verbraucht K+K aber 80 Prozent des künftig auf dem Dach produzierten Solarstroms selbst. Solche eigenen Kraftwerke auf dem Dach werden durch hohe Energiepreise nun auch für große Firmen lukrativ.
Einspeisevergütungen für den Solarstrom interessieren weniger. Den sonst teuren Strom aus dem Netz einfach selbst produzieren - das begeistert jetzt nicht mehr nur Familienunternehmen wie K+K. Für Überschüsse soll noch ein Großspeicher folgen.
Nächster Solar-Rekord schon in Sicht
Mit der größten Aufdach-Solaranlage des Landes hat Anlagenbauer Frank Isfort aus Gronau auch einen persönlichen Rekord aufgestellt.Doch auch der Gronauer Rekord wird nicht lange halten: Mitte September soll in Marl eine 12-Megawatt-Anlage auf dem Dach der Metro-Zentrale starten. Das ist dann auch ein neuer Deutschland-Rekord.
Über dieses Thema berichten wir am 06.09.2023 auch im WDR Fernsehen um 19.30 Uhr in der Lokalzeit Münsterland sowie im Radio auf WDR 2.