"Der Einstieg ist schwierig, wenn man in so ein Amt hineinkommt, wo es keine Vorgänger, keine Orientierung gibt, wie man ein solches Amt ausfüllen kann", erinnert sich Peter Frings an den Beginn seiner Arbeit als Interventionsbeauftragter, und der Jurist ergänzt selbstkritisch: "Da würde ich rückschauend sagen, mit dem Wissen von heute würde ich das eine oder andere anders machen."
Über 300 bekannte Missbrauchsbetroffene
Inzwischen hat Peter Frings einige Erfahrung gesammelt. Dem Bistum Münster sind bislang mehr als 300 Missbrauchsbetroffene bekannt. Mit einigen Dutzend hat er auch selbst gesprochen.
"Wenn man hinter die Kulissen schaut, dann bekommt man einen Eindruck, wie da vertuscht worden ist und wie Kinder wirklich schutzlos ausgeliefert gewesen sind." Peter Frings, scheidender Interventionsbeauftragter des Bistums Münster
Lob, aber auch Kritik von Betroffenen
Für Frings war die Arbeit nicht leicht: Deutliche Kritik gibt es von zwei Selbsthilfegruppen aus Rhede im Kreis Borken und Münster. "Es ist nicht alles schlecht gelaufen, aber es hätte auch an einigen Stellen besser sein können", bilanziert Martin Schmitz die Amtszeit des Interventionsbeauftragten. Dem Rheder wurde jahrelang von einem Kaplan schwere sexuelle Gewalt angetan. Beide Selbsthilfegruppen arbeiten nicht mehr mit dem Bistum zusammen.
Andere Missbrauchsbetroffene beurteilen Frings' Arbeit wohlwollender. Hans-Jürgen Hilling spricht für eine Initiative, die weiter mit dem Bistum Münster zusammenarbeitet. Der Jurist aus Hamburg betont, vor Frings habe es ein Zuständigkeitschaos gegeben. "Bischöfe und Kapläne versuchten laienhaft, irgendetwas zu bewirken. Es kam vor, dass Betroffene mit Videokameras in stundenlangen Verhören wie Straftäter vernommen wurden." Alles das habe sich in der Amtszeit von Peter Frings erheblich zum Positiven verändert.
Zwei Interventionsbeauftragte übernehmen das Amt
Das Bistum Münster lobt Peter Frings zum Abschied: Er habe hervorragende Arbeit für die Betroffenen geleistet und solide Strukturen für den Umgang mit Missbrauchsfällen aufgebaut, so Martin Winterkamp, Generalvikar im Bistum Münster.
Ab Januar 2024 werden zwei Nachfolger das Amt in Münster gleichberechtigt übernehmen. Zum einen der bisherige stellvertretende Interventionsbeauftragte, der Sozialpädagoge Stephan Baumers, und die Juristin Eva-Maria Kapteina.