Als im August vorigen Jahres in Soest die Handschellen klickten, war den Polizisten schon klar, dass sie da einen dicken Fang gemacht hatten. Wochenlang hatten sie schon in einem Chat mitgelesen, welche Geschäfte zwischen den drei Männern abliefen. Und tatsächlich konnten sie bei der Festnahme unter anderem fünf Kilo Marihuana beschlagnahmen.
FBI bringt Ermittler auf die Spur
Auf die Spur der Männer hatte sie ein Coup des FBI gebracht. Den Amerikanern war es gelungen, ein Handy in die Drogendealer- und Mafiaszene einzuschleusen, das angeblich total abhörsicher war. Während die Kriminellen über die Chat-Software "ANOM" ihre Deals besprachen, lasen Fahnder des FBI jedes Wort mit.
18 Monate lang ließ man das laufen, dann wurden im Juni 2021 weltweit gleichzeitig hunderte Personen festgenommen.
Drogendeals per Chat
Auch die Soester Dealer nutzten die angeblich abhörsicheren "ANOM"-Chats auf ihren Handys. Die jetzt angeklagten Dealer und deren Kunden besprachen dort Menge, Preis und Lieferort von Marihuana, Kokain und anderen Drogen.
Zwar wurden sie nicht in der ersten Welle festgenommen, sondern erst zwei Jahre später, als die Polizei hier die Daten ausgewertet hatte, doch auch da fand man noch genug, um sie jetzt vor Gericht zu bringen.
Darum geht's vor Gericht
Allerdings hat das Arnsberger Landgericht nur einen Teil der Anklage für den Prozess zugelassen. Nämlich die Taten, die durch die gefundenen Drogen untermauert sind. All die Geschäfte, die in dem Chat besprochen wurden, dürfen zunächst nicht in dem Prozess verwertet werden. Dagegen läuft eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft, über die jetzt das Oberlandesgericht Hamm entscheiden muss.
Der Arnsberger Staatsanwalt Ümit Görgün sagt, ursprünglich habe er acht Taten angeklagt, bei denen es um mehr als 40 Kilo Marihuana ging. Zugelassen vom Gericht sei jetzt nur eine Tat mit rund 5,8 Kilo Marihuana. Er bedauert das: "Wenn acht Taten zur Verhandlung stehen, hat das ein ganz anderes Gewicht, als wenn nur ein Vorwurf zur Verhandlung ansteht."
Zum Prozessauftakt hatte das Gericht signalisiert, dass zumindest für zwei der drei Täter die Beweislage so erdrückend ist, dass mit langjährigen Haftstrafen zu rechnen ist. Möglicherweise wird es deshalb beim nächsten Verhandlungstag am 1. März Geständnisse geben, um die Haftstrafen zu drücken.
Über das Thema berichtet der WDR am 16.02.2024 in der Lokalzeit Südwestfalen auch im Radio auf WDR2.