Mit mehr als 3.000 Wildunfällen jährlich ist der Kreis Steinfurt bundesweit trauriger Spitzenreiter. Und längst nicht alle Kollisionen werden gleich gemeldet. "Im Schnitt zweimal pro Woche kommen Autofahrer erst Stunden nach dem Unfall zur Wache, um sich eine Bescheinigung für die Versicherung zu holen", berichtet Polizeioberrat Guido Meinert. Und damit viel zu spät.
Angefahrenes Tier quält sich stundenlang
Was das für die verletzten Tiere bedeutet, wissen Jäger wie Franz-Josef Neuhaus aus Ibbenbüren. Vor einigen Monaten zum Beispiel haben ihm Passanten ein angefahrenes Rehkitz auf dem Seitenstreifen gemeldet.
"Der Unfall war um 4:30 Uhr passiert", schildert Neuhaus, "um neun Uhr habe ich das Tier mit gebrochenem Rückgrat von seinen Leiden erlöst." Aber erst um 16:30 Uhr habe sich die Autofahrerin bei der Polizei gemeldet, weil sie eine Bescheinigung für die Versicherung brauchte. Unverantwortlich sei das, so der Jäger.
Bis zu 2.500 Euro Bußgeld
Keine Ausnahme: Von solchen Fällen berichten Jäger im Kreis Steinfurt immer häufiger. Lange seien in seiner Behörde beide Augen zugedrückt worden, erklärt Polizist Guido Meinert. Damit sei jetzt Schluss: Jeder zu spät gemeldete Wildunfall wird mit Bußgeldern belegt. Kosten je nach Schwere des Falls: Zwischen 500 und 2.500 Euro.
Die Kreispolizei Steinfurt stützt sich bei ihrer Initiative auf das 2015 verschärfte Landesjagdgesetz. Und sie hofft, dass weitere Kreise in NRW folgen werden. Polizeioberrat Guido Meinert betont: Es gehe nicht darum möglichst viele Bußgelder zu kassieren. Stattdessen wolle die Polizei mehr Autofahrer dazu bewegen, sich sofort nach einem Wildunfall zu melden. Denn nur dann könne ein verletztes Tier schnell gefunden und gegebenenfalls von seinem Leid erlöst werden.
Quellen:
- Kreispolizei Steinfurt
- Jäger Franz-Josef Neuhaus
- Arbeitskreis Wildunfall-Prävention
Über dieses Thema berichteten wir am 25.11.2024 in der WDR Lokalzeit aus dem Münsterland.