Erntebilanz in Westfalen-Lippe: Es war zu nass

Stand: 18.09.2024, 12:30 Uhr

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband zieht Bilanz: Die Erntemengen variieren regional stark, insgesamt werden Ertragseinbußen verzeichnet.

Von Jana Haver

Dieses Jahr war ein herausforderndes Jahr für die westfälischen Bauern und Bäuerinnen. Regional lief die Ernte sehr unterschiedlich. Vor allem beim Getreide fiel die Ernte schlecht aus.

Gründe sind die nasse Witterung von Herbst bis Frühsommer, fehlende Sonne und immer wieder Regen zur Erntezeit.

Starke Einbußen in der Getreideernte

Laut WLV ist es den Landwirten aber trotz der unterdurchschnittlichen Erträge gelungen, eine Lebensmittelsicherung zu gewährleisten. Besonders schlecht lief es in der Getreideernte: Im Vergleich zum Vorjahr wurden knapp 15 Prozent weniger Gerste geerntet. Beim Winterweizen verzeichnet der WLV sogar einen Verlust von fast 30 Prozent verglichen mit dem Vorjahr.

Hubertus Beringmeier, Präsident des WLV | Bildquelle: dpa / Guido Kirchner

WLV-Präsident Hubertus Beringmeier zeigt sich besorgt: "Der Preisverfall an den Getreidemärkten stellt uns Landwirte zusätzlich vor enorme Probleme. In Verbindung mit den hohen Betriebsmittelkosten ist ein wirtschaftlicher Getreideanbau in Deutschland bei dem aktuellen Preisniveau kaum noch möglich.

Auch in der Kartoffelernte im Herbst seien erhebliche Ertragseinbußen zu erwarten, denn die Kartoffel ist sehr anfällig für Krautfäule und andere Krankheiten bei starker Nässe. Das können die Verbraucher und Verbraucherinnen laut Verband vermutlich auch an höheren Preisen merken.

Profitiert vom vielen Regen haben dagegen Mais, Zuckerüben, Wald und Grünland.

Landwirtschaft muss anpassungsfähig sein

Die Auswirkungen der Klimakrise spüren die Landwirte und Landwirtinnen schon seit Jahren. Darauf gelte es, so die Sprecherin des WLVs, zu reagieren. Dazu gehören laut Verband veränderte Fruchtfolgen und Züchtungsmethoden.

Trotz Regen - der Mais ist in diesem Jahr gut gewachsen. | Bildquelle: picture alliance / dpa / Kai Remmers

Auch bei der Entscheidung, welche Pflanzen angebaut werden, müsse man sich umstellen, genauso wie bei der Technik und der Bodenbewirtschaftung. Die Landwirte würden sich mit verschiedenen Instrumenten individuell auf veränderte Anbaubedingungen einstellen.

Forderungen an die Politik

Der Preisverfall in den Getreidemärkten stelle laut WLV die Landwirte vor Probleme. Außerdem würden Einschränkungen im Pflanzenschutz in Jahren wie diesem den Ertrags- und Qualitätsrückgang noch weiter verschärfen.

Die westfälischen Landwirte fordern Bürokratieabbau | Bildquelle: dpa

"Nach den Bauernprotesten zum Jahresbeginn haben wir zunächst viel Zuspruch von der Politik erhalten. Reinen Lippenbekenntnissen müssen nun endlich Taten folgen, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft zu stärken“, so Hubertus Beringmeier.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband fordert langfristige Perspektiven für die Landwirtschaft aufzuzeigen – auch durch Bürokratieabbau.

Erntebilanz in Westfalen-Lippe: Es war zu nass WDR Studios NRW 18.09.2024 00:38 Min. Verfügbar bis 18.09.2026 WDR Online

Unsere Quellen:

  • Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband
  • WDR-Reporterin vor Ort