Erster Stock im Polizeipräsidium Münster. In den neu eingerichteten Räumen der IT-Experten meldet sich ein Krankenhaus aus der Stadt: Seine IT-Systeme wurden von Hackern lahmgelegt. Riesige Mengen Daten und Software wurden verschlüsselt. Die Cyber-Erpresser fordern ein hohes Lösegeld.
Sofort fährt ein Team der neuen Cyber-Cops in die Klinik und sichert dort Daten und digitale Spuren. Gleichzeitig schließen sich die IT-Experten der Polizei landesweit zusammen und tauschen sich über erste Erkenntnisse und Gegenmaßnahmen aus.
Zehntausende Cyber-Attacke jedes Jahr
Der Angriff auf die Klinik, den die Cyber-Ermittler der Polizei Münster heute auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vorführen, ist nur eine Simulation. Aber genauso ist es schon tausendfach passiert. In NRW gab es laut Innenministerium 2023 rund 58.000 bekannt gewordene Cyber-Attacken. Und die Übergriffe auf Unternehmen, Verwaltungen und Kliniken werden immer mehr. Von 2019 bis 2023 hätte sich Zahl der Attacken verdoppelt. Und das sind nur die bekannten Hacker-Angriffe.
Einer der Fälle, der viele Schlagzeilen gemacht hat, war der Cyber-Angriff auf die "IT Südwestfalen". Im Herbst 2023 wurde das Unternehmen angegriffen, in der Folge konnten über 100 Städte- und Gemeindeverwaltungen, die an den IT-Dienstleister angeschlossen waren, nicht mehr arbeiten.
"Wir sind verwundbar!"
Bei dem simulierten Angriff auf die Klinik in Münster wird zuerst geklärt, ob Patienten gefährdet sind, ob das Krankenhaus weiterarbeiten kann oder ob das Haus evakuiert werden muss. "Wir sind verwundbar", betont NRW Innenmister Herbert Reul dabei "und wir müssen die Türen für die Hacker schließen."
Ein wichtiger Schritt dabei seien die neuen "Kriminalinspektionen Digitale Tatorte". Seit einigen Wochen arbeiten diese in sechs Polizeipräsidien im Land. Neben Münster auch in Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Essen und Köln. Für die hochwertige IT-Ausstattung der Cyber-Ermittler, die Einrichtung der Räume und die Personalsuche hat das Land NRW bislang rund 7,4 Millionen Euro investiert.
94 neue Cyber-Cops sollen es werden
Landesweit wurden bei der Polizei dafür 94 neue Stellen für IT-Experten geschaffen. Rund die Hälfte davon sind schon besetzt. Wie wichtig diese Ermittler sind, betont die Polizei Münster. Denn die meisten Unternehmen, die Opfer eines schweren Hackerangriffs geworden sind, seien rund fünf Jahren danach nicht mehr am Markt.
Die IT-Cops der Polizei raten betroffenen Unternehmen dringend, ihre IT-Systeme so gut wie möglich zu schützen. Sollte es dennoch einen Angriff geben, solle auf keinen Fall Lösegeld gezahlt werden. Außerdem: Immer die Polizei bzw. das Landeskriminalamt einschalten. Nur so könne der Schaden möglichst gering gehalten werden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Polizei Münster
- Innenminsterium NRW
- Landeskriminalamt NRW