Hella streicht 420 Stellen in Lippstadt 00:31 Min. Verfügbar bis 26.06.2026

Hella streicht 420 Stellen in Lippstadt

Stand: 26.06.2024, 17:38 Uhr

Der Lippstädter Automobilzulieferer Hella will an seinem Stammsitz 420 Stellen streichen. Damit fällt jede zehnte Stelle weg. Grund für den Stellenabbau sind Verluste von 50 Millionen Euro, die das Unternehmen am Standort in Lippstadt in den letzten zwei Jahren gemacht hat. Die Belegschaft hat in einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung von den Plänen erfahren.

Von Heinrich Buttermann

In Europa werden deutlich weniger Autos verkauft. Besonders der Markt mit Elektroautos ist eingebrochen. Dadurch werden weniger Scheinwerfer, Rückleuchten oder Elektroniksteuerungen gebraucht. Gleichzeitig sind neue Auto-Hersteller auf den Markt gekommen - zum Beispiel aus China. Hinzukommt dass das Produzieren in Lippstadt im Vergleich zu den weltweiten Standorten teurer ist, sagt die Hella-Geschäftsführung.

50 Millionen Euro Verlust in zwei Jahren

Das Werk in Lippstadt sei dadurch nicht mehr wettbewerbsfähig. In den letzten Jahren wurde versucht profitabler zu sein. Das hat aber nicht geklappt, sagt Yves Andres, Geschäftsleiter für den Lichtbereich von Forvia Hella.

Wir machen in Lippstadt hohe Verluste. In den letzten zwei Jahren waren es 50 Millionen Euro. Yves Andres, Geschäftsleiter für den Lichtbereich von Forvia Hella

Stellenabbau trotz weltweiten Gewinnen

Der Autozulieferer Hella ist vor drei Jahren von einem französischen Unternehmen aufgekauft worden, firmiert jetzt als Hella Forvia. In den vergangenen Jahren sind immer wieder Rekordergebnisse erzielt worden. Zuletzt hat Hella bei einem Umsatzplus von 12 Pozent mehr als acht Milliarden Euro umgesetzt.

Hella fertigt unter anderem Scheinwerfer | Bildquelle: Forvia Hella

Aber schon bei der Präsentation dieser Zahlen verdunkelten sich die Wolken. Ein sich abschwächender Markt wurde vorausgesagt: Man werde 400 Millionen Euro einsparen müssen, hieß es Anfang des Jahres.

Jetzt ist klar: Weltweit hat Hella zwar sehr gute Ergebnisse erwirtschaftet. "Im Werk 2 in Lippstadt aber nicht," betont Hella-Sprecher Daniel Morfeld. "Das Lichtwerk in Lippstadt ist derzeit in einer wirtschaftlich sehr herausfordernden Situation."

Damit das Werk eine Perspektive hat, soll die Produktion in Lippstadt neu ausgerichtet und spezialisiert werden. In Zukunft sollen in erster Linie hochmoderne und innovative Scheinwerfersystem produziert werden. Andere Produktionen wandern in die internationalen Hella-Werke ab. 

Spezialisierung in der Produktion soll Hella in Lippstadt retten

Anfang des Jahres wurde bekanntgegeben, dass der Stammsitz von Hella im Bereich Entwicklung zu einem hochmodernen Campus werden soll. Die Millionenteuren Pläne waren der Stadt erst vor wenigen Monaten vorgestellt worden. In den letzten Wochen wurden alte Produktionshallen abgerissen.

Besonders die Scheinwerferentwicklung für bekannte Automarken gehört seit Jahrzehnten zum Kerngeschäft der Lippstädter. In den Hallen am Lippstädter Stadtrand werden besonders die teueren, großen und aufwendigen Scheinwerfer für hochwertige Modelle gefertigt. Jetzt wird die Produktion weiter eingegrenzt. Rückleuchten und Elektronik sollen in Zukunft nicht mehr in Westfalen gefertigt werden.

Diese Spezialisierung erlaubt uns, die produzierten Stückzahlen pro Linie deutlich zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produktion durch Skaleneffekte zu steigern. Yves Andres, Geschäftsleiter für den Lichtbereich von Forvia Hella

Mitarbeiter wissen noch nicht wer gehen muss

Hella wurde mehr als 100 Jahre lang als Familienbetrieb geführt. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 125. Firmenjubiläum. Statt Geschenken gibt es jetzt die Hiobsbotschaft Stellenabbau.

Wer die Produktionshallen verlassen muß, steht noch nicht fest. Die "Personalanpassungen" sollen möglichst bis Mitte 2026 und "so sozialverträglich wie möglich" umgesetzt werden, sagt die Hella-Geschäftsführung. 

Der Sprecher des Betriebsrateas, Oliver Lax, sagt: "Wir werden jetzt zunächst einmal die vorgelegten Zahlen prüfen," kündigte er im WDR-Gespräch an. Man müsse weiter in den Standort Lippstadt investieren, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Positiv sieht er, dass sich die Hella-Geschäftsführung zur Produktion am Stammsitz in Lippstadt bekenne.

Hella beschäftigt in Lippstadt bisher rund 4.200 Mitarbeitende, deutschlandweit sind es um die 7.800 und weltweit fast 38.000.

Lippstadt: Hella will 420 Stellen streichen WDR Studios NRW 26.06.2024 00:44 Min. Verfügbar bis 26.06.2026 WDR Online Von Heinrich Buttermann

Unsere Quellen:

  • Pressemitteilung Hella
  • WDR-Reporter