Das Kneipen-Viereck im Bielefelder Westen ist ein beliebter Anlaufpunkt für alle Fußballfans, die die Spiele des DSC nicht im Stadion, aber in Gesellschaft verfolgen wollen. Mittendrin das Café Wunderbar, an Spieltagen von Arminia Bielefeld normalerweise proppenvoll, Dienstagabend nicht.
Keine Stimmung - schon vor dem Spiel
Schon vor dem Spiel wollte hier keine Stimmung aufkommen, zu tief saß die deutliche 0:4 Klatsche aus dem Hinspiel. Als dann auch das Rückspiel im eigenen Stadion mit 1:2 verloren ging, der Abstieg damit besiegelt war, macht sich bei Inhaber Valter Domingos der Frust breit:
Fans standen beim Rückspiel im Fokus
Der 19-jährige Max Scharpenberg hat das Spiel im Stadion verfolgt und auch im Rückspiel klare Defizite erkannt: "Das ganze Team hat nicht funktioniert. Wie Fabian Klos nach dem Hinspiel gesagt hat, es hat einfach nicht als Team gespielt, passte einfach nicht."
Im Fokus standen beim Rückspiel vor allem die Bielefelder Fans, nachdem es beim Hinspiel in Wiesbaden zu Ausschreitungen gekommen war. Als Reaktion auf die Ereignisse liefen die Bielefelder in einem Sondertrikot mit der Aufschrift "Fair Play" auf – mit dem Ziel, ein Zeichen für Respekt und Toleranz zu setzen.
Polizei zieht positive Bilanz
Ein klares Zeichen setzte auch die Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war - nach eigenen Angaben mit deutlich mehr Einsatzkräften als bei einem normalen Heimspiel. Die Leitstelle der Bielefelder Polizei sprach gegen Mitternacht von einem "ruhigen" Fußballabend.
Sparkurs unausweichlich
Welche Folgen der Sturz in die Drittklassigkeit für den Spielerkader und den Etat der Bielefelder hätte, lässt sich bereits jetzt erahnen. Ein Sparkurs ist unausweichlich. Mit etwa 19 Millionen Euro an Fernseheinnahmen war Bielefeld in dieser Saison Zweitligaspitze. In der dritten Liga bleibt Arminia mit rund 1,5 Millionen Euro davon weniger als ein Zehntel.
Ungewiss bleibt, wer mit der Arminia in die dritte Liga geht. Vertraglich sind nur drei Spieler an den Verein gebunden. Der überwiegende Teil der Arbeitspapiere verliert mit dem Abstieg seine Gültigkeit.
Erinnerungen an 2014 geben Hoffnung
"Die Enttäuschung ist natürlich groß, das hat man auch in den Gesichtern der Fans gesehen, wenn man durchs Stadion geschaut hat, es gab auch ein paar Buhrufe, aber jetzt heißt es aufstehen, weitermachen", blickt die 22-jährige Julia Gärtner auf das Rückspiel und die Saison zurück.
Und es waren vor allem viele jüngere Fans, die sich nach dem Spiel optimistisch zeigten und an 2014 erinnerten. Vor neun Jahren war Arminia zuletzt von der zweiten in die dritte Liga abgestiegen. In der darauffolgenden Saison gelang den Blau-Weißen der direkte Wiederaufstieg.