Arminia Bielefeld steht vor einem Scherbenhaufen

Stand: 07.06.2023, 06:25 Uhr

Die Fußballer von Arminia Bielefeld verlieren auch das zweite Relegationsspiel gegen Wehen Wiesbaden und steigen damit in die dritte Liga ab.

Von Christian Michel

Das Kneipen-Viereck im Bielefelder Westen ist ein beliebter Anlaufpunkt für alle Fußballfans, die die Spiele des DSC nicht im Stadion, aber in Gesellschaft verfolgen wollen. Mittendrin das Café Wunderbar, an Spieltagen von Arminia Bielefeld normalerweise proppenvoll, Dienstagabend nicht. 

Keine Stimmung - schon vor dem Spiel

Schon vor dem Spiel wollte hier keine Stimmung aufkommen, zu tief saß die deutliche 0:4 Klatsche aus dem Hinspiel. Als dann auch das Rückspiel im eigenen Stadion mit 1:2 verloren ging, der Abstieg damit besiegelt war, macht sich bei Inhaber Valter Domingos der Frust breit:

"Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, das ist einfach eine Katastrophe, einfach traurig." Valter Domingos, Kneipen-Betreiber

Fans standen beim Rückspiel im Fokus

Der 19-jährige Max Scharpenberg hat das Spiel im Stadion verfolgt und auch im Rückspiel klare Defizite erkannt: "Das ganze Team hat nicht funktioniert. Wie Fabian Klos nach dem Hinspiel gesagt hat, es hat einfach nicht als Team gespielt, passte einfach nicht."

Im Fokus standen beim Rückspiel vor allem die Bielefelder Fans, nachdem es beim Hinspiel in Wiesbaden zu Ausschreitungen gekommen war. Als Reaktion auf die Ereignisse liefen die Bielefelder in einem Sondertrikot mit der Aufschrift "Fair Play" auf – mit dem Ziel, ein Zeichen für Respekt und Toleranz zu setzen.

Arminia Bielefeld steht vor einem Scherbenhaufen WDR Studios NRW 07.06.2023 00:47 Min. Verfügbar bis 07.06.2025 WDR Online

Polizei zieht positive Bilanz

Ein klares Zeichen setzte auch die Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war - nach eigenen Angaben mit deutlich mehr Einsatzkräften als bei einem normalen Heimspiel. Die Leitstelle der Bielefelder Polizei sprach gegen Mitternacht von einem "ruhigen" Fußballabend.

Sparkurs unausweichlich

Welche Folgen der Sturz in die Drittklassigkeit für den Spielerkader und den Etat der Bielefelder hätte, lässt sich bereits jetzt erahnen. Ein Sparkurs ist unausweichlich. Mit etwa 19 Millionen Euro an Fernseheinnahmen war Bielefeld in dieser Saison Zweitligaspitze. In der dritten Liga bleibt Arminia mit rund 1,5 Millionen Euro davon weniger als ein Zehntel.

Ungewiss bleibt, wer mit der Arminia in die dritte Liga geht. Vertraglich sind nur drei Spieler an den Verein gebunden. Der überwiegende Teil der Arbeitspapiere verliert mit dem Abstieg seine Gültigkeit.

Erinnerungen an 2014 geben Hoffnung

"Die Enttäuschung ist natürlich groß, das hat man auch in den Gesichtern der Fans gesehen, wenn man durchs Stadion geschaut hat, es gab auch ein paar Buhrufe, aber jetzt heißt es aufstehen, weitermachen", blickt die 22-jährige Julia Gärtner auf das Rückspiel und die Saison zurück.

Und es waren vor allem viele jüngere Fans, die sich nach dem Spiel optimistisch zeigten und an 2014 erinnerten. Vor neun Jahren war Arminia zuletzt von der zweiten in die dritte Liga abgestiegen. In der darauffolgenden Saison gelang den Blau-Weißen der direkte Wiederaufstieg.

Vorbereitungen auf die Relegation in Bielefeld WDR 5 Westblick - aktuell 06.06.2023 05:05 Min. Verfügbar bis 05.06.2024 WDR 5

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