Der Gebäudesektor hat im Jahr 2022 die Klimaziele verfehlt. "Wenn wir in dieser Legislatur nicht endlich den Klimaschutz im Gebäudesektor wirksam angehen, dann wird die Klimaneutralität 2045 nicht zu schaffen sein", sagte die Grünen-Vizefraktionschefin Julia Verlinden.
Rund 230.000 Wärmepumpen sind laut Umweltbundesamt im vergangenen Jahr eingebaut worden. Zugleich seien aber 600.000 "fossile Wärmeanlagen" installiert worden. "Wir müssen jetzt aus den Fossilen raus", mahnte der Chef des Umweltbundesamtes Dirk Messner.
Wie kann der Weg in die Wärmewende beschritten werden?
Die Wärmewende muss also her, da sind sich eigentlich alle politischen Akteure einig. Doch beim Weg dahin hört die Einigkeit auf. Während die meisten Experten und Expertinnen sowie die Umweltverbände die Wärmepumpe als Heizung der Zukunft sehen, brachten sowohl FDP als auch CDU zuletzt häufiger den Wasserstoff ins Gespräch. Man könne bestehende Gas-Heizungen umrüsten: "Es kann doch bald Gasheizungen geben, die mit Wasserstoff betrieben werden können", sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr. Auch Jens Spahn von der CDU hatte in diese Richtung argumentiert.
Grundwasser-Wärmepumpe: Hier wird das Grundwasser als Wärmequelle genutzt. Vorteil: das Grundwasser ist auch im Winter selten kälter als zehn Grad Celsius. Dadurch ist dieses System sehr effizient. Nachteil: Es müssen zwei Brunnen gebohrt werden. Diese Brunnenbohrungen sind genehmigungspflichtig und nicht überall erlaubt. Außerdem kann die chemische Zusammensetzung des Grundwassers eine Nutzung als Wärmequelle verhindern.
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Die meisten Experten sehen die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff zum Heizen aber sehr kritisch. Die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, Barbara Metz, sprach von "reiner Augenwischerei". Denn diese Kraftstoffe würden schlichtweg nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Dann würden die Kunden tatsächlich weiter mit Gas oder Öl heizen. "Wegen der steigenden CO2-Bepreisung wird das aber immer teurer werden", warnte Energieexpertin Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale NRW im Gespräch mit dem WDR.
Wasserstoff hat ein großes Effizienzproblem
Ein Forscherteam des Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg hat bereits untersucht, ob Wasserstoff eine Alternative für Heizungen in privaten Haushalten sein könnte. „Aus Effizienzgründen ist der Einsatz von Wasserstoff für die dezentrale Wärmebereitstellung nicht zu priorisieren, da hier ein Vielfaches an grüner elektrischer Energie für die Elektrolyse im Vergleich zu einem Szenario mit Wärmepumpen notwendig wäre”, betonte Felix Doucet, der Autor der Studie. Die Wärmepumpe sei in der Energiebilanz „praktisch nicht zu schlagen“.
Wärmepumpen sind nicht nur für den Neubau geeignet, auch Altbauten können darauf umgerüstet werden. Grundsätzlich gilt, jedes Haus braucht eine individuell berechnete Wärmepumpe. Dabei geht es unter anderem auch um die Art der Wärmepumpe. Die Entscheidung zwischen Luft-Wasser-Wärmepumpe, Wasser-Wasser-Wärmepumpe oder Erdwärmepumpe hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen ab. Der Staat unterstützt die Anschaffung einer Wärmepumpe mit bis zu 40 Prozent der Kosten.
Der Physiker Gerhard Stryi-Hipp vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg sagte der "taz", technisch sei es zwar möglich, die Erdgas-Infrastruktur auch für Wasserstoff zu nutzen. Aber großflächig von Erdgas auf Wasserstoff umstellen, sei ökonomisch nicht sinnvoll.
Ein weiteres Problem: Wasserstoff ist flüchtiger als Erdgas. "Wir können Wasserstoff dem Erdgas beimischen", sagte Mittag von der Verbraucherzentrale. "Aber das kriecht uns aus den Armaturen." Somit müssten auch am Leitungsnetz Arbeiten vorgenommen werden.
Energieexpertin: "Brauchen den Wasserstoff für die Industrie"
Das Fraunhofer-Institut plädiert dafür, Wasserstoff zum Heizen nicht komplett auszuschließen. So könne er in manchen Industrieregionen, in denen eine Wasserstoff-Infrastruktur aufgebaut werde, zur Wärmeversorgung genutzt werden.
Das sieht auch die Verbraucherzentrale so: "Sicher werden wir an der ein oder anderen Stelle ein wenig Wasserstoff nutzen im Verkehr oder zum Heizen. Aber das wird unattraktiv bleiben. Wir brauchen den Wasserstoff für die Industrie, zum Beispiel in der energieintensiven Stahlverarbeitung, da gibt es kaum Alternativen dazu", erklärte Mittag dem WDR.
Es mache einfach keinen Sinn, auf Wasserstoff beim Heizen zu warten. Und wer wirklich jetzt schon seinen eigenen Wasserstoff produzieren möchte, der könne das zwar rein technisch bereits tun. "Aber das kostet 100.000 Euro. Nicht zuletzt nennt man den Wasserstoff ja den Champagner der Energiewende," so die Expertin Mittag.