Wenn am Donnerstag im Preußenstadion in Münster die Studierenden für das neue Semester begrüßt werden, wird es eng: 5.600 Studienanfänger starten ins Wintersemester - das sind 1.450 mehr, als eigentlich Plätze vorhanden sind. Durch eine Panne bei der Vergabe waren mehr Studierende zugelassen worden als vorgesehen. Betroffen sind 19 Fächer, darunter Betriebswirtschaftslehre (BWL), Jura und Soziologie. In BWL beispielsweise gibt es nach Angaben der Uni Münster rund 430 zusätzlichen Anmeldungen, bei den Juristen sind es rund 280. Die Panne bei Studienplatzvergabe hat sich schon im September gezeigt.
Die gute Nachricht: Alle Zugelassenen können am Donnerstag ihr Studium beginnen. Nach der Ursache der Panne werde aber gemeinsam mit der Stiftung für Hochschulzulassung gesucht, teilte die Uni auf Anfrage mit.
Die Uni Münster hätte Maßnahmen ergriffen, um die zusätzlichen Studierenden unterzubringen, sagte Uni-Sprecherin Kathrin Kottke im WDR-Radio. Es würden zusätzliche Räume zur Verfügung gestellt, Veranstaltungen gesplittet, doppelt abgehalten oder über Bildschirme gestreamt. Außerdem hätte die Uni zusätzliche Hilfskräfte etwa für die Klausuren und mehr Tutoren für die Betreuung der Studis eingeplant. In den Bibliotheken könnte es eventuell eng werden, räumte sie ein: Dort seien die Plätze ohnehin rar.
Zu viele Medizinstudierende in Frankfurt
An der Uni Münster sei ein solcher Fehler noch nie zuvor passiert, beteuert die Hochschule. Dennoch war das nicht der erste Fall dieser Art. Auch an der Goethe-Universität Frankfurt waren 2022 insgesamt 282 Studienplätze mehr vergeben worden, als vorhanden - in den Fächern Medizin und Zahnmedizin. Grund war ein "Übertragungsfehler" an die Stiftung für Hochschulzulassung gewesen, wie die Uni damals mitteilte. Da es gerade in diesen Fächern offenbar wenig Spielraum für Improvisation gibt, musste die Uni einen großen Teil der Zulassungen für das Wintersemester 2022/2023 wieder zurücknehmen. Hunderte angehende Studierende waren geschockt.
Nachdem die Kultusministerkonferenz eingeschaltet worden war, sollten die Betroffenen auf andere Universitäten deutschlandweit verteilt werden. Im Oktober teilte die Uni dann mit, dass alle einen Studienplatz bekommen hätten - teils in Frankfurt, teils in anderen Städten. Die 31 betroffenen Zahnmedizin-Bewerberinnen und -Bewerber konnte die Uni Frankfurt am Ende doch noch selber unterbringen.
Sechs Betroffene klagten gegen die Uni, das Frankfurter Verwaltungsgericht gab ihnen Recht. Eine Rücknahme aller Zulassungsbescheide sei rechtswidrig gewesen. Die Goethe-Universität legte Beschwerde beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel ein, wurde dort aber zurückgewiesen.
Schon im Wintersemester 2013/14 waren in Frankfurt 56 Medizinstudierende zu viel immatrikuliert worden - wegen eines Berechnungsfehlers. Nach der erneuten Panne im vergangenen Jahr sei der Zulassungsfehler "genau analysiert und die daraus abgeleiteten Maßnahmen für das aktuelle Verfahren umgesetzt worden", teilte die Hochschule jetzt mit. Es seien Schnittstellen reduziert und eindeutige Freigaberegeln umgesetzt worden. Außerdem werde künftig konsequent "das Mehraugenprinzip im Freigabeverfahren" angewendet.
Armin Laschet und die verlorengegangen Klausuren
Für Schockmomente und Ärger bei Studierenden sorgten aber auch schon andere Pannen: Fast vergessen, aber keineswegs unspektakulär ist der Fall des Armin Laschet. Bevor der damalige CDU-Landeschef Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wurde, war Laschet Dozent für Politikwissenschaften an der RWTH Aachen. Dort ließ er auch Klausuren schreiben. Nach einer Prüfung im Sommer 2014 ging offenbar ein kompletter Satz Klausuren verloren - "auf dem Postweg", wie es damals hieß.
Um die Panne nicht auffliegen zu lassen, gab Laschet seinen Studierenden dennoch Noten für die abhanden gekommenen Klausuren - auf der Basis von "Notizen", die er sich zuvor im Seminar gemacht habe. 2015 flog der Vertuschungsversuch auf, weil auch Studierende, die gar nicht mitgeschrieben hatten, plötzlich eine Note bekamen: Für 28 Klausuren hatte Laschet nachträglich 35 Noten konstruiert.
Die Empörung war groß - auch im NRW Landtag -, Laschet zeigte sich reuig. "Der Verlust der Klausur-Unterlagen hätte nicht passieren dürfen und dies bedauere ich sehr", erklärte er - und trat von seiner Dozentenstelle zurück. Seiner Karriere schadete diese unsägliche Affäre allerdings nicht: 2017 wurde Laschet in NRW zum Ministerpräsidenten gewählt.
2023: Abi-Klausuren abgesagt
Ohnehin schon gebeutelt von Schuljahren im Pandemie-Modus, mussten Abiturienten 2023 einen weitere Herausforderung wuppen: Die Abi-Klausuren in naturwissenschaftlichen Fächern waren nicht rechtzeitig bei den Lehrkräften angekommen. Die eigentlich für den 19. April geplanten Klausuren mussten kurzfristig verschoben werden.
Am Tag zuvor hatten die Lehrkräfte vergeblich versucht, die zentral vergebenen Klausuren für die Fächer Biologie, Physik, Chemie, Informatik, Technik und Ernährungslehre vom Server des NRW-Schulministeriums herunterzuladen. Doch wegen einer "Technikpanne" starrten sie auf weiße Bildschirme. Erst am Abend erhielten die Schüler die Information, dass ihre Klausuren am nächsten Tag nicht stattfinden würden und auf den folgenden Freitag verschoben seien.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) nannte die Panne "äußerst ärgerlich". Als Ursache wurde eine neu eingeführte Zwei-Faktoren-Authentifizierung vermutet. Bei einigen Schulleitern hatte der Download doch funktioniert, sie hatten die Aufgaben an benachbarte Schulen übermittelt. Deswegen wurden für den neuen Termin auch neue Aufgaben vergeben.