Straßenhunde im Urlaub: Wie verhalte ich mich korrekt?

Stand: 30.07.2024, 06:00 Uhr

In vielen Ferienregionen Europas gehören sie zum Straßenbild: Streunende Hunde. Tipps, wie Reisende mit ihnen am besten umgehen.

Abgemagerte Hunde, die schwach wirken und winseln – auf solche streunenden Tiere treffen Urlauberinnen und Urlauber immer wieder, wenn sie in den Ferienregionen Süd- und Osteuropas etwa durch Orte schlendern oder im Straßencafé sitzen. Viele haben Mitleid mit den Hunden, die sich oft rasant vermehren und wegen ihrer hohen Anzahl in vielen Ländern ein großes Problem sind.

Wie viele auf der Straße lebende Tiere es in Europa gibt, ist nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes nicht bekannt. In Rumänien beispielsweise gibt es schätzungsweise zwischen 500.0000 und drei Millionen Straßenhunde. In der Türkei sollen es etwa vier Millionen streunende Vierbeiner sein.

Bei streunenden Hunden ist immer Vorsicht geboten

Aber wie verhält man sich als Touristin oder Tourist nun gegenüber Straßenhunde? "Prinzipiell handelt es sich um fremde Hunde, deren Verhalten wir nicht kennen, sodass in jedem Fall Vorsicht geboten ist", sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Ihre Tipps:

  • Nur aus der Entfernung beobachten: In vielen Ländern sind Hunde Misshandlungen ausgesetzt. Sie wurden ursprünglich an der Kette gehalten, getreten, geschlagen oder sie haben Schlimmeres erlebt. Wer sich unsicher fühlt, sollte sie daher nur aus der Entfernung beobachten.
  • Nicht unvermittelt anfassen: Generell sollte man die Tiere nicht in die Enge treiben oder unvermittelt anfassen. Stattdessen sollte man sich ruhig verhalten. Am besten nicht direkten Augenkontakt aufnehmen, sich über den Hund beugen oder gar mit der Hand über den Kopf packen.
  • Nicht wegrennen oder schreien: Angenommen, man ist in einer eher ländlichen Region unterwegs und in Hund bellt oder knurrt: Dann sollte man ruhig bleiben. Keinesfalls wegrennen oder schreien, sondern langsam mit vergrößerndem Abstand vorbeigehen.
Drei streunende Hunde auf den Straßen von Neu-Delhi | Bildquelle: Ulf Mauder/dpa

In städtischen Regionen kommt es häufig vor, dass Straßenhunde Touristen gegenüber freundlich zugewandt sind, da sie beispielsweise in der Nähe von Restaurants mitgefüttert werden. "Kann man die Körpersprache der Hunde verstehen und kommt ein Straßenhund freundlich auf einen zu, so spricht grundsätzlich erstmal nichts dagegen ihn zu streicheln", sagt Schmitz. Sie empfiehlt, sich nach dem Streicheln von Straßentieren die Hände zu waschen und zu desinfizieren.

Füttern? Mitnehmen?

Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund | Bildquelle: Deutscher Tierschutzbund e.V

Straßenhunde sind oft unternährt und in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Sie ernähren sich von Abfällen, die sie auf den Straßen finden, oder von Futter, das sie von Menschen bekommen. "Die Tiere nur während des eigenen Urlaubs zu füttern, ist jedoch auch bei guten Absichten leider keine langfristige Lösung, da sie sich daran gewöhnen – ist die Urlaubssaison vorbei, bleiben sie ohne Nahrung zurück", sagt Schmitz.

"Idealerweise nehmen Sie stattdessen bereits vor der Reise Kontakt zu einem seriösen Tierschutzverein vor Ort auf und füttern nur nach Rücksprache oder wenn sichergestellt ist, dass die Tiere auch weiterhin versorgt werden. Fragen Sie nach, ob Sie dem Verein Futter spenden oder eine Futterpatenschaft übernehmen können." Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund
Ein kleiner braun-schwarzer Hund sitzt in einem Bananenkarton | Bildquelle: WDR, picture alliance, AP Photo

Zum Thema Mitnehmen: Auf keinen Fall sollte man einfach einen Hund von der Straße auflesen und mitnehmen. "Eine Ausnahme ist natürlich, wenn das Tier in einer lebensgefährlichen Situation ist", sagt Schmitz. Wobei hier zunächst der Selbstschutz gilt. "Auch das Mitnehmen eines Hundes aus einem Urlaubsland nach Deutschland sollte nicht einfach so gemacht werden, wie es leider immer wieder noch der Fall ist", so Schmitz. Einerseits gilt es die rechtlichen Grundlagen zu erfüllen, andererseits ist mit dem Import eines einzelnen Tieres eben nur diesem Tier geholfen. "Sinnvoller ist die Hilfe vor Ort", sagt Schmitz.

Örtliche Tierschutzorganisationen kontaktieren

"Wer konkret helfen möchte, sollte den ortsansässigen Tierschutzverein unterstützen, die nachhaltig Tierschutz betreiben", sagt auch Gina Göß von der Redaktion der WDR-Sendung "Tiere suchen ein Zuhause". Alle, die ein Tier mit nach Hause nehmen möchten, sollten unbedingt auf die nötigen Impfungen/Einreisebestimmungen achten. "Auch hier beraten Tierschutzvereine vor Ort, oder Vereine aus Deutschland, die Kooperationspartner sind", so Göß.

Von zu Hause aus streunenden Hunden im Ausland helfen

Auch von zu Hause aus kann man etwas tun, um streunenden Hunden im Ausland zu helfen

  • Unterstützung von Kastrationsprogrammen: Eine der effektivsten Methoden, um das Leiden von Straßenhunden zu verringern, ist die Unterstützung von Kastrationsprogrammen. "Dies hilft, die Population zu kontrollieren und das Elend der Tiere zu reduzieren", so Schmitz.
  • Spenden an Tierschutzorganisationen: Tierschutzorganisationen vor Ort benötigen oft finanzielle Unterstützung, um ihre Arbeit fortzusetzen. Einen seriösen Verein erkennt man daran, dass er als gemeinnützig anerkannt ist.

Unsere Quellen:

  • Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund gegenüber dem WDR
  • Gina Göß von der Redaktion der WDR-Sendung "Tiere suchen ein Zuhause"