Wer vor Silvester noch die Frage gestellt hatte, ob Böller und Raketen in diesem Jahr angebracht seien, den lehrt die Müll-Bilanz nun, dass sich das Thema wohl schon frühzeitig erledigt hatte: Auf den Straßen NRWs wurden am Neujahrsmorgen Müllberge eingesammelt, die mancherorts sogar größer waren als vor der Pandemie. Das ergab sich aus einer Umfrage der Deutschen Presseagentur bei den größeren Städten NRWs.
Dreifache Müllmenge in Dortmund
Die komplette Reinigung der Straßen werde noch einige Tage andauern, meldeten viele Entsorgungsbetriebe. Was aber bislang an Böllerresten, Raketen, Getränkebechern und -Flaschen zusammengekehrt wurde, übersteige vielerorts das bis 2019 übliche Maß. In Dortmund beispielsweise holten die Abfallbetriebe an besonders beliebten Treffpunkten insgesamt rund 18 Tonnen Silvestermüll ab - das Dreifache der Menge im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren.
In Köln blieb ebenfalls mehr Müll zurück als vor der Pandemie, in Wuppertal waren es nach Schätzung der Abfallbetriebe ungefähr 20 Prozent mehr. Dort seien es bis zum Jahreswechsel 2019/2020 jeweils etwa 90 Kubikmeter gewesen, so ein Sprecher. In Düsseldorf sammelten die Abfallbetriebe an Neujahr rund 80 Kubikmeter Müll auf Straßen und Plätzen - laut einer Sprecherin etwa so viel wie vor Corona. Ähnlich war die Bilanz auch in Bonn, Essen und Bielefeld.
Weniger Böllerei nur in Münster
Eine Ausnahme bildet offenbar die Unistadt Münster: Hier vermerkten die Abfallwirtschaftsbetriebe einen Müllrückgang im Vergleich zu der Silvesterfeier vor den Pandemie-Einschränkungen. 3,6 Tonnen Raketenreste, Böller und Glasscherben sammelten die Mitarbeiter ein - knapp zwei Tonnen weniger Abfall als zum Jahreswechsel 2019/2020.
Böllergeschäft so gut wie lange nicht
Beim größten deutschen Feuerwerkhersteller Weco in Eitorf ist man wohl nicht überrascht über das Mehr an Silvestermüll: Kurz vor Jahresende gingen hier deutlich mehr Knaller und Raketen über die Ladentheke als zuletzt vor der Pandemie. "Nachholeffekte in Teilen der Bevölkerung haben dazu geführt, dass wir in Deutschland ein außerordentlich gutes Verkaufsjahr haben", sagte ein Sprecher.
Dabei liegen zwei harte Jahre hinter der Branche: 2020 und 2021 war der Raketen- und Böllerverkauf in Deutschland wegen der Corona-Pandemie verboten, das Geschäft auch bei Weco brach ein. Hatte Weco im Geschäftsjahr 2019/20 noch rund 105 Millionen Euro Umsatz gemeldet, waren es ein Jahr später nur noch 16 Millionen Euro. 40 Prozent des Personals mussten entlassen werden, eins der drei Werke wurde geschlossen.
Abschließende Zahlen für den Silvesterverkauf 2022/2023 gibt es zwar noch nicht, auf Basis bisher vorliegender Zahlen könne man aber sagen, dass das Geschäft in Deutschland die Planungen deutlich überstiegen hätte, so der Unternehmenssprecher. Offensichtlich hätten viele Menschen große Sehnsucht nach Feuerwerk gehabt.