Mönchengladbach: Seecontainer als Drogentreffpunkt sorgt für Ärger

Stand: 06.09.2024, 15:13 Uhr

Die Stadt hat einen Seecontainer vom Hauptbahnhof nach Rheydt verlegt. Weil sich dort Obdachlose und Drogenabhängige treffen, beschweren sich Anwohner und Geschäftsleute.

Von Peter Hild

Jede Menge Müll, leere Flaschen, Plastiktüten, aber auch Spritzen liegen quer über den Boden verteilt - rund um einen Seecontainer, den die Stadt Mönchengladbach vor einigen Wochen vom Hauptbahnhof auf eine kleine Brachfläche neben einer Eisenbahnbrücke im Stadtteil Rheydt transportiert hat.

Mit der Verlegung des Containers versammelt sich die Drogenszene und auch Obdachlose nun regelmäßig am neuen Standort in Rheydt. Vor allem an Regentagen dient der Container als trockener, wärmender Aufenthaltsort - doch das zum Ärger vieler Anwohner und Geschäftsleute, die sich belästigt fühlen.

Anwohner und Geschäftsleute haben Petition gestartet

Pizzabäcker Tsirtsos beklagt Belästigungen | Bildquelle: WDR/Peter Hild

Pizzabäcker Athanasios Tsirtsos hat aus seinem Ladenfenster den Container und den Platz unter der Brücke im Blick. "Seitdem der Container da ist, fühlen sich viele hier nicht mehr sicher. Es kommt hier immer wieder zu Schlägereien unter den Personen dort, teilweise werden Passanten angepöbelt", erzählt er.

Er hat deswegen eine Petition gestartet, in der er den Abtransport des Containers fordert. Mehr als tausend Menschen haben nach seinen Angaben bereits unterschrieben. Einer von ihnen ist Anwohner Markus Neumann: "Die Drogenkonsumenten schlafen in Hinterhöfen, letzte Woche hatte ich noch zwei im Keller, wir müssen Fäkalien wegputzen, es ist massiv."

Obdachlose und Abhängige beklagen fehlende Hilfen

Anwohner Markus Naumann fühlt sich nicht mehr sicher | Bildquelle: WDR/Peter Hild

An diesem Vormittag haben sich wieder mehrere Obdachlose und Drogenkonsumenten auf einer am Container montierten Bank und unter der nahegelegenen Brücke versammelt. Einer von ihnen ist Hubert, der seinen richtigen Namen nicht in der Öffentlichkeit nennen möchte. "Viele hier können sich nicht benehmen, deswegen sieht es so dreckig aus, aber die Stadt lässt die Leute hier auch allein. Es werden zum Beispiel viel zu wenige Müllsäcke und Tonnen bereitgestellt."

Ein Mitarbeiter der Mönchengladbacher Diakonie schaut am Container vorbei, gibt einem der Männer verpacktes Verbandszeug aus seinem Rucksack. Täglich komme man hier vorbei und versuche, Hilfe anzubieten oder zu vermitteln, sagt er. Auch das städtische Ordnungsamt schaut kurz darauf mit drei Mitarbeitern nach dem Rechten.

Stadt will in Arbeitsgruppe nach Lösung suchen

Ordnungsamt kontrolliert den Drogentreffpunkt | Bildquelle: WDR/Peter Hild

Seit Anfang 2023 stand der Seecontainer zunächst in der Nähe des Hauptbahnhofs. Weil das dortige Grundstück nun vermarktet wird, wurde er auf die Fläche in Rheydt verlegt - und mit ihm offenbar die Obdachlosen- und Drogenszene.

Vor einigen Tagen war Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) sogar zu Besuch vor Ort bei Pizzabäcker Athanasios Tsirtsos, viel Hoffnung hat er bei ihm jedoch nicht erzeugt: "Es war ein angenehmes Gespräch, aber er hat uns nichts zugesagt."

Heinrichs kündigte im WDR-Interview am Freitag neben einer Betroffenenbefragung an, dass voraussichtlich im Oktober eine weitere Notschlafstelle mit Tagesaufenthalt eröffnen soll. "In einer eng bebauten Stadt gibt es aber keine Orte ohne Nachbarn, die sich dadurch gestört fühlen könnten", betonte Heinrichs die Schwierigkeit einer für alle zufriedenstellenden Lösung.

Quellen:

  • Anwohner, Geschäftsleute in Mönchengladbach-Rheydt
  • Oberbürgermeister Felix Heinrichs
  • WDR-Reporter vor Ort

Über das Thema berichten wir am 06.09.2024 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf.

Mönchengladbach: Seecontainer als Drogentreffpunkt sorgt für Ärg WDR Studios NRW 06.09.2024 00:44 Min. Verfügbar bis 06.09.2026 WDR Online