Laut Anklage geht es um zehn Frauen, die der 30-Jährige zur Prostitution gezwungen haben soll. Fünf der Frauen seien zum Zeitpunkt der Taten erst 17 Jahre alt gewesen.
Als "Loverboy" Vertrauen gewonnen
Der Angeklagte soll bei seinen Taten auf eine perfide Methode gesetzt haben. Er soll seine Opfer über das Internet kennengelernt und ihnen die große Liebe vorgegaukelt haben - Experten sprechen von der "Loverboy"-Masche. Hatten die Opfer einmal Vertrauen gefasst, wurden sie zur Prostitution im Duisburger Rotlichtmilieu gezwungen, heißt es in der Anklage.
Der 30-Jährige hatte demnach Verbindungen in die Rockerszene, soll Mitglied der Rockergruppe Satudarah gewesen sein. Die Motorrad-Gang ist mittlerweile bundesweit verboten.
Kein Einzelfall
Es sei ein "absolut klassischer Fall" für die Loverboy-Masche, sagte Barbara Schmid in der "Aktuellen Stunde" im WDR. Die Autorin und Journalistin hat ein Buch zu dem Thema geschrieben. "Die Mädchen glauben am Anfang, sie haben ihren Märchenprinzen gefunden. Und dann schnappt die Falle zu." Die Frauen könnten sich aus dieser Situation alleine kaum befreien.
Und das Problem sei groß: Sie gehe nach den neuesten Studien und Forschungsarbeiten davon aus, "dass wir es mit über 90 Prozent unfreiwilliger Prostitution zu tun haben", so Schmid. Die Frauen würden dabei große körperliche und psychische Schäden erleiden.
Sexkaufverbot als Lösung?
Während einer Fragestunde im Bundestag zeigte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch offen für ein Sexkaufverbot: "Ich finde es nicht akzeptabel, wenn Männer Frauen kaufen. Das ist etwas, was mich moralisch immer empört hat." Auch die Unions-Fraktion sei für ein Sexkauf-Verbot.
Bei einem solchen Verbot sollen die Freier bestraft werden und die Prostituierten straffrei bleiben. Diese Regel wurde zuerst in Schweden eingeführt und gilt inzwischen in mehreren EU-Ländern wie zum Beispiel auch in Frankreich.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte vor einer Woche noch erklärt, das die Bundesregierung keine Änderungen am Prostituiertenschutzgesetz plane. Sie verwies dabei auf eine Evaluation, die bis 2025 laufe. Das Gesetz trat 2017 in Kraft und sollte die rechtliche Situation von Prostituierten stärken.
Anreize für Loverboys "kaputtmachen"
Auch Barbara Schmid spricht sich für ein Sexkaufverbot aus. So könne man den Markt kaputtmachen. Für Loverboys gebe es dann keinen Anreiz mehr, Mädchen zur Prostitution zu zwingen. Und man schütze so auch viele andere Frauen, die aus ärmeren europäischen Ländern zur Prostitution nach Deutschland gebracht würden.
"Ich finde es entsetzlich, dass wir aufgrund unserer liberalen Prostitutionsgesetzgebung so einen Markt eröffnet haben für solche Verbrecher, die das den Mädchen antun", sagte Barbara Schmid.