Der Frust ist allen anzumerken an diesem Montagmorgen. Etwa 20 Beschäftigte von Wurst König stehen vor der Zentrale in Essen und warten, auf ihr Geld. Das Geld, das sie im Dezember hätten bekommen sollen, das ihr Arbeitgeber aber nicht ausgezahlt hat. In bar, so berichten sie, sollten sie es heute bekommen. Eigentlich.
Beschäftigte stehen vor verschlossenen Türen
Denn tatsächlich stelllt sich vor Ort heraus, dass es heute kein Geld geben wird. "Ganz kurzfristig wurde uns jetzt mitgeteilt, dass die Auszahlung erst am ersten Februar erfolgt", berichtet Mitarbeiterin Martina Deck. Mitgeteilt heißt in diesem Fall: per Nachricht aufs Handy, nicht im persönlichen Gespräch.
Enttäuschung macht sich breit unter den ausschließlich weiblichen Beschäftigten vor der Zentrale. Enttäuschung, muss man sagen. Denn Frust über ihren Arbeitgeber haben hier alle schon seit Wochen.
Plötzlich alle Filialen dicht
Denn plötzlich waren alle 16 Filialen von Wurst König im Ruhrgebiet, im Bergischen Land sowie in Leverkusen und Siegen geschlossen. Auch die Löhne für die laut Firmendatenbank rund 200 Beschäftigten wurden nicht mehr gezahlt.
Erklärungen für all das von Seiten der Geschäftsführung? Fehlanzeige. Weder die Belegschaft noch die Mitarbeitenden werden informiert. Auch Anfragen des WDR am Montag blieben unbeantwortet.
Auch Lieferanten warten auf ihr Geld
Dass es bei Wurst König finanzielle Schwierigkeiten gibt, ist offensichtlich. Und ein wenig Licht ins Dunkel kann an diesem Montagmorgen immerhin Erik Frosch bringen, der ebenfalls vor der Zentrale steht. Seine Firma SP Fleischwaren aus Dortmund ist Zulieferer von Wurst König - und wartet ebenfalls seit Wochen auf Geld.
Knapp 200.000 Euro sollen ihm die Essener schulden, so Frosch: "Irgendwann haben sie die Zahlungen eingestellt. Es gab nur noch Kontakt mit Menschen, die ich nicht kannte." Eigentlich habe seine Firma seit 1992 immer problemlos mit Wurst König zusammengearbeitet, berichtet Frosch.
Doch seit vergangenes Jahr der bisherige Geschäftsführer die Leitung an einen Unternehmer aus Italien abgegeben habe, funktioniere die Zusammenarbeit nicht mehr.
"Es ist eine Firmenbeerdigung"
Ganz ähnlich berichten das auch die Frauen vor der Zentrale. "Die Firma hält uns hin", so Martina Deck. "Die Filialen werden ausgeräumt. Ich glaube, es ist eine Firmenbeerdigung." Dringend bräuchten sie ihren Lohn, sagt sie, und führt das Beispiel einer alleinerziehenden Kollegin an, die ihre Miete nicht mehr zahlen könne.
Ihr Problem: Da Wurst König bisher keine Insolvenz oder ähnliches angemeldet habe, könnten sie sich auch nicht arbeitslos melden oder andere Hilfen wie Überbrückungsgeld beantragen, schildert eine andere Mitarbeiterin ihr Problem.
Sieben Klagen vor Gericht
Immerhin: Nach einem Telefonat mit dem Arbeitsgericht Essen erfuhr sie, dass die Mitarbeiter dort klagen können. Das Arbeitsgericht bestätigte dem WDR auch, dass sieben solcher Klagen auf Lohnnachzahlung von Wurst-König-Beschäftigten eingegangen sind. Ob das etwas bringt, ist nach Lage der Dinge fraglich. Am Ende könnte den Betroffenen nur der Gang zum Sozialamt bleiben.
Unsere Quellen:
- Beschäftigte bei Wurst König
- Arbeitsgericht Essen
- Firmendatenbank "wer-zu-wem"
Über dieses Thema berichtet der WDR am 20.01.25 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.