Martin Maschka aus Hattingen ist nur einer von vielen im ganzen Land, der zurzeit praktisch jeden Abend auf den Beinen ist. Und das in einer wichtigen Missionen: Kröten, Frösche und andere Amphibien sicher über die Straße bringen. Denn: Sie wandern wieder.
Viele Städte sperren Straßen
Die Temperaturen sind in den vergangenen Tagen etwas milder geworden und darum sind die Amphibien jetzt verstärkt auf ihrer Laichwanderung. Städte reagieren darauf alljährlich, indem sie Warnschilder aufstellen und besonders betroffene Straßen entweder nachts oder komplett sperren. Im Ruhrgebiet passiert das zum Beispiel gerade wieder in Essen, Ennepetal und Witten - oder eben auch in Hattingen.
Dort schließt und öffnet Martin Maschka vom Verein "Artenschutz Ruhrgebiet" im Auftrag der Stadt abends und morgens die Schranken zur Straße durch den Schulenberger Wald. Der Naturschützer ist auch Jahr für Jahr damit beschäftigt, gemeinsam mit anderen ehrenamtlich Aktiven Schutzzäune zu bauen und Tiere in Eimern zu setzen, um sie über die Straße zu bringen.
Erdkröten sind recht träge unterwegs, laufen langsam und müssen nicht selten dabei noch einen Kumpel huckepack schleppen. Jetzt sieht man sie vermehrt, denn die Tiere machen sich in dieser Jahreszeit auf Wanderschaft. Unberirrbar haben sie nur ein Ziel: Sie wollen zu genau dem Teich oder Tümpel, in dem sie selbst zur Welt gekommen sind.
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Anzahl der Tiere drastisch zurückgegangen
Maschka sagt, dass dies jetzt wichtiger denn je sei: "Wir haben festgestellt, dass die Bestände der Amphibien dramatisch zurück gehen. Das betrifft alle Arten bei uns. Darum ist es unglaublich wichtig, dass wir den Amphibienschutz sehr ernst nehmen."
Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig: Schon seit Jahren bedroht ein eingeschleppter Pilz die Tiere - insbesondere den Salamander hat der schon an vielen Stellen fast ausgerottet. Ein weiterer wichtiger Faktor: "Wir haben zurzeit eine ständige Warm-Kalt-Warm-Kalt-Situation", so Martin Maschka, "und das beeinflusst die Amphibien tatsächlich."
Autofahrer: Umwege oder gar nicht fahren
Viele gehen zu früh auf Wanderschaft, erklärt der Naturschützer, sodass sie bei Kälteinbrüchen erfrieren. Hinzu kommt, dass ihnen die Nahrung fehlt, weil immer weniger Insekten da sind. Darum sei es wichtiger denn je, die Tiere zu schützen.
In diesem Zusammenhang richtet Martin Maschka vor allem einen Appell an die Autofahrer: "Abends, bei Regenwetter und milden Temperaturen ist die Hauptwanderzeit. Da sollten wir wirklich, wenn es eben geht, möglichst aufs Autofahren verzichten und ansonsten einfach mit Rücksicht fahren." Dazu gehöre, entsprechende Warnschilder und erst recht Sperrungen zu beachten.
Auch NABU appelliert
Solche Hinweise gibt übrigens auch die Naturschutzorganisation NABU. Sie empfiehlt, Straßen, in denen Warnschilder zur Krötenwanderung aufgestellt sind, höchstens mit 30 Stundenkilometern zu befahren. Frösche, Kröten und Molche würden nicht nur unter Autoreifen sterben, so die Organisation, sondern auch wenn Fahrzeuge sehr schnell unterwegs seien, da durch den hohen Luftdruck innere Organe der Tiere platzen könnten.
Der NABU hat übrigens auch gerade eine neue App freigeschaltet, mit der Amphibien-Arten identifiziert und für den Bestand auch gemeldet werden können.
Artenschutz in Gruppen oder zuhause
Martin Maschka hofft, dass der Schutz der Tiere noch ein bisschen weiter geht. Viele örtliche Gruppen im ganzen Land könnten noch reichlich Unterstützer gebrauchen, die dabei helfen, Amphibien sicher über die Straße zu bringen.
Und die Hilfe könne sogar zuhause losgehen: "Wer einen eigenen Garten hat, kann was tun. Ein kleiner Tümpel reicht aus, eine Totholzecke, Bruchsteine aufgestapelt - das mögen Amphibien."
Über dieses Thema haben wir am 13.03.2023 im Radio in der WDR 2 Lokalzeit Rhein/Ruhr berichtet