In Mert Alkans Pflegedienst stapeln sich Kisten. Auf den Tischen stehen haufenweise Desinfektionsmittel, Medikamente, Kompressen und anderes Verbandsmaterial. Die Spenden hat der 25-Jährige über einen Aufruf gesammelt und alles muss jetzt mit in die Türkei. Die Aufregung steigt, kurz vor der Reise.
"Freude ist da, weil man weiß, man kann den Menschen da etwas Gutes tun. Ich weiß, dass ich vielleicht irgendwo auf der Straße schlafen muss, oder im Krankenhaus. Aber wenn man es von Herzen macht, dann macht man es gerne" erzählt Mert Alkan kurz bevor es losgeht nach Gaziantep.
Schon direkt nach dem Erdbeben hat er eine Hilfsaktion gesucht und durch Instagram die vom Olper Cem Colak gefunden. In seiner "Mission Florence Nightingale" hat dieser Pflegekräfte aus ganz Deutschland zusammengetrommelt, die in der Erdbebenregion nun helfen wollen. 14 sind es geworden, aus verschiedenen Bereichen - Traumatologen, Kinderkrankenschwestern, Altenpfleger.
Anrufe aus der Türkei
Cem Colak steht in ständigem Kontakt mit einer Krankenschwester in der Türkei. Während wir ihn treffen, klingelt sein Telefon, ständig gibt es etwas zu organisieren. Jetzt wieder Neuigkeiten. Es steht ein Schlafplatz fest: ein paar freie Betten im Krankenhaus. Im Kamin knistert ein Feuer. Das tauscht der Pflegepädagoge dann bald gegen das Ungewisse.
"Nach 20 Jahren Berufserfahrung wird das eine Situation sein, mit der ich noch nie konfrontiert war. Ich weiß nicht, was ich sehen und erleben werde. Ich bin mir nicht sicher, wie ich zurückkommen werde, wie mich das verändern wird", berichtet er. Angst hat er nicht.
Familie in Sorge
Die haben eher die Angehörigen der Pflegekräfte. Bei Mert Alkan packen seine Eltern, sein Bruder und seine Schwägerin mit an. Gerade seine Eltern gucken unglücklich, wenn Mert über die Reise redet. Immer wieder gibt es Nachbeben. Sie machen sich Sorgen. Sein Bruder Seref gibt ihm einen GPS-Sender mit - nur für den Notfall. Trotzdem: Sie alle sind stolz auf seinen Mut.
Am Dienstagmorgen sitzen Mert Alkan und Cem Colak dann gemeinsam im Flieger nach Gaziantep. Fünf Tage bleiben sie da - fünf Tage, an denen sie viel bewirken wollen.