Silvia Krüger und ihre Kollegin stehen hinter dem Tresen des Stoffgeschäftes, in dem sie arbeiten. Sie warten darauf, dass die Menschen, die sich draußen in Cafés treffen, den Weg zu ihnen in den Laden finden. Doch der Laden bleibt erstmal leer, für die beiden Mitarbeiterinnen sieht es auch heute nach einem Tag aus, an dem es nur wenig Kundschaft zu betreuen gibt.
Sechs-Tage-Woche für vereinzelte Kundschaft
An diese Zustände hat sich Krüger längst schon gewöhnt. Gerade vor und nach langen Wochenenden und Feiertagen bleibe die Kundschaft weg. Seit 2018 arbeitet sie in dem Geschäft in der Elberfelder Straße und ist an sechs Tagen die Woche von 09.30 bis 18.30 Uhr für die Kunden da.
Corona und Krieg machen zu schaffen
Als das Geschäft im Oktober 2018 eröffnete, kannten Krüger und ihre Kollegen diese Probleme noch nicht. Es lief gut, vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie. Viele Menschen entdeckten die Lust am Nähen, die Mitarbeiterinnen machten sogar Überstunden. Doch das ist vorbei. "Die Menschen haben einfach nicht mehr so viel Geld und geben das lieber für Lebensmittel oder Ausgehen aus, anstatt Stoffe zu kaufen."
Fehlende Laufkundschaft und Attraktivität der Innenstadt
Dieses Problem haben offenbar auch viele andere Händler erlebt. Viele Läden auf der Elberfelder Straße stehen leer. Für Silvia Krüger ist das mit ein Grund, warum die Laufkundschaft wegbleibt. "Leere Ladenlokale werden nicht sinnvoll genutzt, sondern wir bekommen einen Billig-Laden nach dem anderen. Es fehlen Fachgeschäfte, die die Leute in die Stadt ziehen."
Unwohlsein bei Dunkelheit
Auch die Klientel in der Innenstadt sei ein Problem, sagt die Geschäftsfrau, die auch mitten in der Innenstadt lebt. So richtig wohl fühlt sie sich damit aber nicht. Sie kann nachvollziehen, warum es ab 17 Uhr leer in der Fußgängerzone ist.
Gudrun Hardenberg arbeitet als Angestellte in einem Laden für Lederwaren. Sie versteht die Sorgen. Sie wohnt schon ihr Leben lang in Hagen. Heute fühlt sie sich hier nicht mehr wohl. „Das Leben in der Innenstadt ist gefährlich. Die Menschen sind immer aggressiver.“ Ihrer Meinung nach liegt das vor allem an den vielen ausländischen Mitbürgern. Mehr Polizeipräsenz in der Innenstadt würde aber das Gefühl von Sicherheit erhöhen, da sind sich Krüger und Hardenberg einig.
Essen und trinken ja, shoppen und bummeln eher weniger
Auch viele Bürger sind unzufrieden mit der Lage der Hagener Innenstadt. Christine M. und Irene M. trinken Kaffee in einem Café gleich vor der Rathaus-Galerie. Sie fühlen sich zwar wohl in Hagen, aber auch sie meiden am Abend die Innenstadt. Zum Einkaufen fahren sie gar nicht erst hierher. In Städten wie Bochum und Dortmund stünden mehr Geschäfte zur Auswahl.
Auch Hanan Buzyarzist fehlen Geschäfte. Die 18-Jährige kommt nur für Einkäufe in der Drogerie hierher.
Mehr Leben für die Hagener City gewünscht
Festivals, Events und sonstige Veranstaltungen, bei denen die Menschen zusammen kommen können, das wünschen sich Bewohner und Händler für die City. Einzelhändlerin Maya Schleuter und ihr Mann Christian wollen aktiv dazu beizutragen, dass die Stadt wieder attraktiver wird. Sie setzen mittlerweile auf nachhaltige Mode, während ihre Großeltern und Eltern noch Pelze an ihren Kunden verkauften.
Engagement für ein beliebtes Hagen
Helfen sollen auch Veranstaltungen wie "Hagen handelt". Dazu lädt die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer Händler, Bürger und Menschen aus Politik und Wirtschaft ein. Dabei sollen nicht nur große, in die Zukunft gedachte Projekte helfen. Mit kleinen Schritten soll die Stadt für ihre Bewohner wieder attraktiver gestaltet werden.