Hagen: Kind kletterte aus verwahrlostem Zimmer aufs Dach

Stand: 14.02.2023, 19:00 Uhr

Die Polizei hat in Hagen am Sonntagmorgen einen fünfjährigen Jungen aus einer völlig verwahrlosten Wohnung gerettet. Das Kind ist in der Obhut des Jugendamts.

Nachbarn hatten den Notruf gewählt, weil sie gesehen hatten, dass der Fünfjährige durch ein Fenster auf das Dach geklettert war. Dort hatte er in der Dachrinne gehockt. Dahinter scheint ein Fall von schwerer Verwahrlosung zu stecken.

Nur mit Matratze und Eimer im Zimmer eingeschlossen

Die Polizeibeamten kamen in eine völlig heruntergekommene Wohnung in der Innenstadt. Der Junge war offenbar in einem Zimmer eingeschlossen, nur mit einer Matratze und einem Eimer. Die 22 Jahre alte Mutter wurde wegen Verletzung der Fürsorgepflicht angezeigt, der Junge in Obhut genommen.

Nach Angaben der Stadt wurde er aber am Montag schon wieder zur Mutter zurückgebracht: "Grund war ... eine Fehleinschätzung der Fachkraft des Jugendamtes, die die Familie seit längerer Zeit betreute, sowie ihres unmittelbaren Vorgesetzten", so die Stadt. Der Fall werde "verwaltungsintern aufgearbeitet" und "dienstrechtlich überprüft". Der Junge sei daraufhin erneut in Obhut genommen worden - im Einvernehmen mit der Mutter.

Ermittlungen auch gegen Stiefvater

Bei der Durchsuchung der Wohnung hatte die Polizei auch einige Cannabispflanzen gefunden und Ermittlungen gegen den Stiefvater eingeleitet, der ebenfalls in der Wohnung lebt. Dass er Mist gebaut hat, gibt der 21-Jährige offen zu. Aber er habe den Fünfjährigen nicht vernachlässigt, sagte er dem WDR. Mittlerweile werde er auch von ihm unbekannten Menschen massiv angefeindet.

Gesundheitlich seien von dem Fünfjährigen bis dato keine Auffälligkeiten gemeldet worden. Zur weiteren Abklärung werde das Kind aber bei der Kinderschutzambulanz vorgestellt. Mutter und Kind waren erst Ende 2021 nach Hagen gezogen. Nach Angaben der Stadt hat die Frau dann ambulante Hilfe des Jugendamts in Anspruch genommen. Weil sich die Situation in der Familie und Wohnung aber "zufriedenstellend dargestellt" habe, wurde sie im Herbst 2022 wieder eingestellt.

Das Angebot weiterer Unterstützung habe die Mutter nicht in Anspruch genommen. Die "Inobhutnahme" bleibt zunächst weiter bestehen. Der Soziale Dienst hat der Mutter erneut Hilfe angeboten, teilte die Stadt dem WDR mit.