Dortmund: Gefälschte Meisterbriefe ärgern Handwerker

Stand: 29.07.2024, 05:59 Uhr

Täuschend echt aussehende Meisterbriefe sind immer häufiger im Umlauf. Deshalb warnt die Handwerkskammer Dortmund jetzt davor.

Von Kay Bandermann

Zwei- bis dreimal pro Monat bekommen Lothar Kauch und seine Kollegen von der Handwerkskammer Dortmund Anträge mit nachgemachten Urkunden zugeschickt. Manche Fälschungen sind offensichtlich. "Da wurde ein Bügeleisen als Logo für die Innung der Elektrotechniker gewählt", amüsiert sich Kauch über eine besonders plumpe Täuschung.

Meist reicht aber ein Anruf bei der Schwesterkammer, bei der ein Bewerber (angeblich) die Prüfung abgelegt haben will. "Wenn die betreffende Person dort unbekannt ist, übergebe ich das an unsere Rechtsabteilung", sagt Lothar Kauch. Anschließend landet es bei der Staatsanwaltschaft. "Das ist unfairer Wettbewerb und täuscht die Verbraucher", warnt Lothar Kauch. Und es erfüllt den Straftatbestand der Urkundenfälschung.

Billige Urkunden aus dem Internet

Es geht nicht nur um Meisterbriefe, sagt Kammer-Juristin Vivien Gravenstein. "Die Bandbreite reicht von eigenmächtig verbesserten Arbeitszeugnissen über nachgemachte Lehrgangszertifikate bis hin zu gefälschten Gesellenbriefen." Sie verweist auf Internetseiten wie berufsdiplom.com, wo sich einfach eine x-beliebige Urkunde konfigurieren lässt. "Bei Preisen ab zehn Euro wird das weiter zunehmen", befürchtet Gravenstein.

Qualität – nur vorgetäuscht?

Gefälschte Meisterbriefe sind nicht nur eine Straftat. Es ist auch verantwortungslos gegenüber der Kundschaft und diskreditiert das seriöse Handwerk – besonders in sensiblen Bereichen wie Elektrik oder Fahrzeuge. "Wenn ein angeblicher Meisterbetrieb eine Photovoltaik-Anlage anschließt und später geraten Solarzellen und Haus in Brand, darf sich niemand wundern", warnt Lothar Kauch.

Betriebe beklagten unfairen Wettbewerb

Es ist zudem eine Frage der Wettbewerbs-Fairness. Meisterkurse dauern oft ein Jahr und kosten die Teilnehmer 10.000 Euro und mehr. Deshalb ist der Ärger unter den seriösen Handwerksfirmen groß.

Fatih Ergin aus Gevelsberg steht kurz vor der Prüfung zum Kfz-Meister. Er will den väterlichen Betrieb weiterführen. Er nimmt es gelassen. "Das muss jeder selbst mit sich ausmachen. Für mich käme ein gekaufter Meisterbrief niemals infrage. Ich will meiner Kundschaft immer professionelle Dienste anbieten", sagt der 37-Jährige.

Unsere Quellen:

  • Handwerkskammer Dortmund
  • WDR-Reporter

Über dieses Thema berichtet der WDR am 29.07.2024 auch im Radio in der Lokalzeit aus Dortmund auf WDR2 und im WDR Fernsehen.