Es ist ein Treffen unter Freunden: Menschen mit Rollkoffern suchen befreundete Mitglieder des Vereins "Mensa". Einige Grüppchen haben sich bereits gebildet und sind in Gespräche vertieft. Eltern mit ihren Kindern, Teenager und ältere Menschen sortieren ihre Begrüßungsmappe.
Dazu gehört ein gelbes Bändchen: Das Erkennungsmerkmal der Mensa-Mitglieder in diesen Tagen. Es ist ein aufgeregt-dezentes Stimmengewirr, das Besucher im Foyer der Tagungsräume im Duisburger Mercatorhalle entgegenkommt.
“In der Schule war mir oft langweilig”
Marc Oliver Stallony ist seit gut 16 Jahren Mensa-Mitglied und kümmert sich um die Organisation des Jahrestreffens im Ruhrgebiet. Der 54-jährige habe erst während des Studiums von seiner Hochbegabung erfahren, zuvor war er irgendwie durch die Schulzeit geschlittert.
“Mir war oft langweilig, trotzdem waren meine Noten nicht besonders.” Beim ersten Mensa-Stammtisch habe er ein Aha-Erlebnis gehabt. “Plötzlich waren da Menschen, die genauso schnell gedacht haben wie ich,” erzählt der Diplom-Psychologe lächelnd, der an der Uni Münster Vorlesungen im Bereich “Ideen-Mining” gibt. Also einer Methode, um kreativ Probleme oder Fragestellungen zu lösen.
Aufräumen mit negativen Stereotypen
Mit rund 16.000 Mitgliedern ist Mensa laut eigenen Angaben das größte Netzwerk für hochbegabte Menschen in Deutschland. Ziel des Vereins ist es, hochintelligente Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihres politischen und sozialen Hintergrunds an einen Tisch zu bringen.
Auch gehe es darum, mit den negativen Stereotypen rund um Hochbegabung in der Gesellschaft aufzuräumen.
“Besserwisser mag keiner”
Dass Hochbegabung nicht nur ein Segen ist, hat Johanna Ringe in ihrer Schulzeit häufig schmerzhaft erfahren. “Ich bin oft gemobbt worden - Besserwisser mag keiner", erzählt die Frau mit den kurzen bunten Haaren ernsthaft.
Sie ist zusammen mit ihrem Mann Dirk aus Ingelheim bei Mainz angereist. Beide tragen das gelbe Mensa-Bändchen. “Unter Hochbegabten spürt man direkt die Neugier und die Offenheit, sich über die unterschiedlichsten Themen auszutauschen. Und das tut einfach gut.”
IQ-Test sorgt für Klarheit
Johanna ist inzwischen Coach mit dem Schwerpunkt Hochbegabung - zeigt Wege und Lösungen bei Problemen auf, die ein extrem hoher Intelligenzquotient oftmals mit sich bringt. “Allein das Wissen, dass man hochbegabt ist, sorgt für ganz viel Klarheit.”
Ihr Mann Dirk ist Software-Entwickler für Computerspiele. “In diesem Umfeld gibt es viele Nerds und Hochbegabte”, erzählt er schmunzelnd. Da sei er nichts besonderes und könne sich gut austauschen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Verein "Mensa"