Gegen 8.00 Uhr am Morgen kommt der Sattelschlepper mit dem Stahlkoloss auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Mülheim-Dümpten an. Kurze Zeit später hängt der 22 Tonnen schwere Geldautomat an vier Haken und Stahlseilen. Als ein Kran ihn in die richtige Position hievt, bleiben Schaulustige stehen und beobachten das Spektakel.
Sprengstabiler Betonklotz soll Täter abhalten
Knallrot und mit dem Logo der Sparkasse versehen steht der Stahlbetonblock jetzt direkt vor einem Supermarkt. Vorne ein kleines Fenster mit dem Schalter zum Geldabheben, umhaust von 22 Tonnen massivem Beton. Der Hersteller aus Sachsen-Anhalt spricht von einer stabilen Zelle. Sollte er gesprengt werden, fliegt eine Tür am hinteren Teil des Klotzes heraus, die dann aber von einer Stahlkette gehalten wird. An Beute sollen die Täter trotzdem nicht kommen, eine weitere Gittertür soll die Täter davon abhalten.
Sprengung vor drei Jahren an gleicher Stelle
Vor fast genau drei Jahren stand ein Geldautomat älterer Baureihe an gleicher Stelle. Unbekannte hatten ihn im März 2020 gesprengt, herumfliegende Teile zerfetzten Fensterscheiben und hinterließen ein Trümmerfeld. Der oder die Täter entkamen mit einer nicht bezifferten Beute. Die Sparkasse Mülheim baut den stark frequentierten Geldautomaten-Standort jetzt wieder auf und investiert rund 80.000 Euro in den sprengsicheren Betonklotz.
Sparkasse Mülheim baut Geldautomaten wieder auf
"Es ist uns das Geld wert, weil die Standorte, die uns wichtig sind, wollen wir aufrechterhalten. Es geht nicht nur darum, dass Täter keine Beute machen, sondern dass kein Schaden entsteht", sagt Sprecher Frank Hötzel von der Sparkasse Mülheim. Vor rund fünf Jahren hatte das Geldinstitut noch 43 Standorte, nach mehreren Sprengungen ist die Zahl auf 35 gesunken. Doch im Gegensatz zu Banken in anderen Städten, werden die Geldautomaten in Mülheim jetzt sukzessive wieder aufgebaut. Ziel seien 40 Automaten, drei davon sollen die sprengsicheren sein, die alle an freien Standorten ohne Bankanbindung stehen.
Immer mehr Sprengungen
Die Zahl der Geldautomatensprengungen in ganz NRW ist allein im vergangenen Jahr um ein Fünftel gestiegen. 182 Angriffe zählten die Ermittler, die das Thema Geldautomatensprengungen mittlerweile besonders ins Visier genommen und eine eigene Sonderkommission gegründet haben. So gab es zuletzt einige Fahndungserfolge. Die Polizei geht davon aus, dass viele Taten auf das Konto einer mehrere hundert Mann starken Szene geht, die in den Niederlanden im Raum Utrecht und Amsterdam angesiedelt ist.
Geldinstitute lassen sich etwas einfallen
Viele Geldinstitute haben ihre Automaten mittlerweile mit Abwehrmechanismen versehen, beispielsweise mit Vernebelungsmaschinen, die zum Einsatz kommen, sobald ein Automat gesprengt wird. Ein anderes System versprüht Tinte in den Automaten, sodass Geldscheine unbrauchbar werden. Ebenso gibt es einen Schutz, der Automaten ab 23.00 Uhr versiegelt und erst ab 6.00 Uhr morgens wieder freigibt. Doch das hilft meistens nur, um Zeit zu gewinnen, an das Geld kommen Täter oft dennoch.
Die neuen, sprengstabilen Betonklötze sollen allerdings sicher sein. In einem Fall hatten Täter bereits versucht, ein solches Modell zu sprengen. Nachdem die Tür im hinteren Bereich aufgesprengt wurde, standen sie vor dem dicken Stahlgitter und kamen nicht an die Beute heran. Das aufgesprengte Modell steht jetzt zur Veranschaulichung auf dem Firmengelände in Sachsen-Anhalt.
Über dieses Thema haben wir heute um 8.31 Uhr in der Lokalzeit Rhein/Ruhr auf WDR2 berichtet, außerdem gibt es einen Bericht in der Lokalzeit Ruhr im WDR-Fernsehen um 19.30 Uhr.