Ein dreistöckiger Altbau, helle Fassade, rotbraune Dachziegeln - in dem ehemaligen Altenheim im Bochumer Stadtteil Gerthe möchte die Stadt eine Unterkunft für 40 obdachlose Menschen einrichten. Von dort aus sollen sie wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden.
Das Gebäude liegt ein Stück abseits in einem Hinterhof. Auf den angrenzenden Grundstücken befinden sich Kindertagesstätten. Eine Kita grenzt mit ihrem Außenbereich direkt an das ehemalige Altenheim. Und genau dieser Umstand sorgt im Stadtteil derzeit für Diskussionen.
Informationsmangel schürt Ängste
Die Mitarbeitenden der Kitas beunruhigen die Pläne der Stadt und sie berichten auch von besorgten Eltern. Sie fürchten, dass in den Außenbereichen der Kinder wohlmöglich Glasscherben, Müll oder auch Spritzen landen könnten.
"Ich weiß nicht, ob die Menschen, die dort eine Bleibe finden, gefährlich werden könnten", sagt Carina Becker. Sie leitet eine Kindertagespflege, die sich direkt gegenüber von dem ehemaligen Altenheim befindet.
Mit dieser Aussage bezieht sie sich auf den Umstand, dass in der Unterkunft auch Menschen mit psychischen Erkrankungen unterkommen sollen. Um welche psychischen Erkrankungen es konkret gehe, wisse sie bislang allerdings nicht.
Zu wenige Informationen und der Umstand, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, scheinen die Ängste im Stadtteil zu schüren. Kritiker des Vorhabens berichten, dass sie erst aus der Zeitung von den Plänen erfahren haben.
Bezirksbürgermeister schlägt Alternative vor
Auch der Bezirksbürgermeister Henry Donner kritisiert, dass im Vorfeld keine Gespräche geführt worden sind. Dies solle nun nachgeholt werden und eine Bürgerversammlung gemeinsam mit der Stadtverwaltung organisiert werden.
"Wir müssen nun nachholen, was versäumt worden ist", betont Donner. Die Stadt Bochum war auf Anfrage des WDR an diesem Mittwoch nicht bereit, sich zu den Plänen und der Kritik an ihnen zu äußern.
"Wenn wir eine andere Lösung finden, möchten wir eine andere Lösung haben. Wenn nicht, müssen wir überlegen, wie wir damit umgehen", erklärt Henry Donner die Haltung der Bezirksvertretung. Er hätte auch einen alternativen Vorschlag: Ein Gebäude am Rande von Gerthe, in dem auch schon Flüchtlinge untergebracht waren.
Auch Kita-Leiterin Carina Becker würde sich über eine andere Lösung freuen: "Ich finde die Idee grundsätzlich gut, dass diesen Menschen ein Ort gegeben wird, an dem sie Zuflucht finden und an dem ihnen geholfen wird. Aber ich finde, dass die Örtlichkeit ungünstig gewählt ist."
Über das Thema berichtet der WDR am 16.08.2023 auch in der Lokalzeit Ruhr.