Tag der Organspende: Das Lebensglück nach der Transplantation

Stand: 03.06.2022, 16:24 Uhr

Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist massiv zurückgegangen. Im ersten Quartal 2022 waren es knapp 30 Prozent weniger als im Vorjaheszeitraum, meldet die Deutsche Stiftung Organspende.

Diese Nachricht ist ein Schock für die knapp 9.000 Menschen Deutschland, die dringend auf ein fremdes Organ warten, so wie Marcel Michna vor sechs Jahren.

Erste Krankheitsanzeichen

Im Frühjahr 2016 nahm die Leistungsfähigkeit des damals 19-jährigen Vollblutsportlers plötzlich rapide ab. Er fühlte sich müde und schlapp und hatte immer wieder Bauchschmerzen. Ein Gesundheitscheck beim Hausarzt offenbarte, dass seine Leberwerte erhöht und seine Milz vergrößert waren. Der Arzt testete ihn auf verschiedene Krankheiten wie Hepatitis, fand jedoch nichts.

Leberversagen – eine neue Leber ist notwendig

Wenige Wochen später, im Juli 2016, landete Marcel Michna mit Leberversagen im Krankenhaus. Die Ärzte stellten fest, dass eine seltene genetische Erkrankung die Ursache war, von der Marcel Michna und seine Familie bis dahin gar nichts wussten. Schnell wurde deutlich, dass Medikamente ihm nicht mehr helfen konnten, sondern eine neue Leber nötig war.

„Das war ein Schock und im ersten Moment wollte ich das nicht wahrhaben. Weil ich natürlich auch Angst hatte. Aber dann habe ich eingesehen, wenn es keine Alternative gibt, wovor sollte ich dann Angst haben?“, erzählt Marcel Michna heute. Am 18. Oktober 2016 war es dann so weit: Es gab ein passendes Spenderorgan und Marcel Michna wurde transplantiert. „Das war wirklich dieser erlösende Moment.“

Nach der Transplantation

Denn von nun an ging es für den Wülfrather peu à peu bergauf. Heute führt Marcel Michna ein (fast) normales Leben. Er muss zwar Medikamente nehmen, damit sein Körper die fremde Leber akezptiert und auch regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen, aber er geht ganz normal arbeiten und macht auch wieder Sport. Aktuell trainiert er für die „World Transplant Games“, der weltweit größte Wettkampf für Transplantierte. Sie finden im nächsten Jahr im australischen Perth statt. Vor zwei Jahren war er bereits im englischen Newcastle dabei.

Eine zweite Chance

Marcel Michna ist dankbar für diese „zweite Chance“, die er bekommen hat. Deshalb feiert er den Tag der Transplantation jedes Jahr im Kreise der Familie, wie seinen Geburtstag.

Kerstin Klee aus Wuppertal bedeutet der Jahrestag ihrer Transplantation sogar noch mehr als ihr eigentlicher Geburtstag. Sie leidet an der angeborenen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose und brauchte vor 20 Jahren eine neue Lunge. In den letzten Jahren, bevor sie das neue Organ bekam, war ihr Alltag geprägt von Therapien. „Da ging es immer darum, wo ich meine nächste Sauerstoffzufuhr herbekomme.“

Teilnahme am normalen Leben

Die fremde Lunge, „mein eigenes Organ, das ich hege und pflege und das mir super wertvoll ist“, ermöglicht ihr wieder am normalen Leben teilzuhaben. Ihre liebsten Hobbies sind Fahrrad fahren und wandern. „Ich liebe es auf den Berg zu kraxeln, von oben runter zu schauen und zu sagen: Das habe ich geschafft. Mit meinen eigenen Füßen, mit meiner neuen Lunge. Dieses Gefühl ist einfach nur pures Glück.“