Uber-Fahrer können Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste umgehen

Stand: 09.10.2024, 17:55 Uhr

Der WDR hat exklusiv Tests begleitet, bei denen sich herausstellte, dass Uber-Fahrer tatsächlich Gesetze und Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste ganz einfach umgehen können.

Von Oliver Köhler

In den Großstädten ist ein harter Kampf um Fahrgäste ausgebrochen. Große Fahrtenvermittler wie Uber oder Bolt bieten Fahrten zu Billigpreisen an. Taxifahrer beklagen dagegen, dass Fahrer, die für Uber und Co. im Einsatz sind, sich nicht an Gesetze halten.

Der WDR hat exklusiv Tests begleitet, bei denen sich herausstellte, dass Uber-Fahrer tatsächlich Gesetze und selbst die Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste ganz einfach umgehen können. Am Ende wissen Fahrgäste nicht einmal, wer sie fährt und ob das Auto mit dem sie gefahren werden sicher ist.

Test funktioniert: Fahrt ohne Registrierungen möglich

Ein Insider hat dem Taxiruf Köln ein Notebook und ein Handy eines Uber-Fahrers zugespielt. Wir testen, ob wir mit dem Handy des Uber-Fahrers Fahrten annehmen können, obwohl wir nicht der registrierte Fahrer sind. Und wir wollen wissen, ob wir mit einem Wagen, der nicht bei Uber registriert ist, Uber-Kunden fahren können.

Wir stellen uns in die Nähe des Flughafens Köln Bonn auf und bestellen ein Uber. Es funktioniert: Die Fahrt, die wir bestellt haben, kommt als Auftrag auf dem Handy des Uber-Fahrers an. Wir nehmen die Fahrt an. Jetzt könnten wir einen Uber-Kunden durch Köln fahren. Wir fahren los. Der Kölner Rechtsanwalt Carsten Mathias beobachtet für den Taxiruf den Test: "Wir fahren jetzt schon eine Weile. Weder der Fahrer noch das Fahrzeug wurden bisher von Uber überprüft - also keine Sicherheitsmaßnahmen für die Kunden. Jeder, der ein Handy mit einer Fahrer App hat, kann fahren egal mit welchem Fahrzeug".

Keine Kontrolle durch Uber

Während des gesamten Tests, der etwa 5 Stunden dauert, werden wir kein einziges Mal von Uber überprüft. Uber-Kunden wissen also unter Umständen nicht, wer sie durch die Gegend fährt, sie wissen auch nicht, ob der Wagen korrekt versichert und technisch in Ordnung ist. Uber schreibt uns dazu: "(…) für Uber hat gesetzeskonformes Handeln oberste Priorität. Dazu zählt auch die Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben durch die Partner."

Am Flughafen beobachten wir viele Uber-Fahrer, die offenbar auf Kunden warten. Das ist laut Gesetz nicht erlaubt. Fahrer müssen an ihren Betriebssitz zurückkehren. Uber schreibt dazu auf seiner Homepage: „(…) Aufträge (gehen) ausschließlich am Betriebssitz ein, müssen dort von dem Mietwagenunternehmen angenommen und disponiert werden“

Anwalt sieht Rechtswidrigkeiten

Der Betriebssitz des Uber-Fahrers, mit dessen Handy wir unterwegs sind, befindet sich auf einem Notebook, das bei uns im Wagen liegt. Wir haben uns aus dem Betriebssitz ausgeloggt und das Notebook abgeschaltet. Wir können trotzdem weiter auf dem Handy-Fahrten annehmen, ohne funktionierenden Betriebssitz.

Rechtsanwalt Carsten Mathias sieht darin einen klaren Verstoß gegen geltendes Recht: "Offenbar braucht es keinen Betriebssitz und keinen Disponenten, um Uber-Fahrten anzunehmen. Wir sehen, dass Fahrer Fahrten direkt mit ihren Handys annehmen können, egal wo sie sich befinden. Also ganz klares taxigleiches Geschäft. Das ist rechtswidrig".

Der Taxiruf Köln will gegen die Verstöße jetzt vor Gericht ziehen und fordert schärfere Kontrollen von Uber-Fahrern.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter

Über dieses Thema berichten wir am 9.10.2024 auch um 19.30 Uhr in der WDR Lokalzeit Köln.