Sie ist selbst Krankenschwester von Beruf - doch das dürfte durch das Urteil nun erstmal Vergangenheit sein. Wegen versuchten Totschlags hat das Landgericht in Köln eine 62 Jahre alte Frau zu vier Jahren Haft verurteilt, weil sie versucht hatte, ihre demenzkranke Mutter umzubringen.
Der Mutter "das Leben abnehmen"
Es sollte eine "Tötung aus Mitleid" werden, sagte der Richter. Deshalb habe die Tochter im Januar diesen Jahres mit einem gestohlenen Insulin-Pen der Mutter mehrere Dosen des Medikaments in den Oberarm verabreicht. Die Mutter war einmal eine gestandene Frau gewesen - in der Zeit vor der Tat sei sie aber bereits zu "nichts mehr in der Lage" gewesen, so der Richter. Sie überlebte letztlich.
Zum Prozessauftakt im Oktober hatte die Angeklagte über ihren Anwalt eine sehr emotionale Erklärung verlesen lassen. Darin gab sie zu, ihrer Mutter im Pflegeheim in Köln-Ehrenfeld Insulin verabreicht zu haben, obwohl sie dieses Medikament nicht benötigte. Sie habe ihrer Mutter das Leben "abnehmen" wollen. Die Tochter sagt in der Erklärung, ihre 88-jährige Mutter habe kein menschenwürdiges Leben mehr gehabt.
Kein menschenwürdiges Leben?
Die Tochter schilderte den Alltag ihrer Mutter vor Gericht.
Auch deshalb hatte die Mutter ihre Tochter demnach immer wieder gebeten, ihrem Leben ein Ende zu setzen. So auch am 14. Januar 2024. "Hilf mir, ich will zu Mama, du weißt doch, wie das geht", habe die Mutter an diesem Tag zu ihrer Tochter gesagt.
Zweifel an der Aussage
Die Staatsanwaltschaft hatte Zweifel an der Darstellung der Tochter. Sie habe kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter gehabt, hieß es. Deswegen hatte die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes aus Heimtücke auf sechs Jahre Haft plädiert.
Letztendlich konnte das Gericht kein Mordmerkmal feststellen. Auch der Vorwurf des Töten auf Verlangen sei laut Gericht ausgeschieden, weil die Mutter ihren freien Willen, sterben zu wollen, nicht mitteilen konnte, so die Urteilsbegründung.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Landgericht Köln