Bernhard Günther hatte am 4. März 2018 nach einer Jogging-Runde frische Brötchen geholt. Kurz vor seiner Haustür brachten ihn wie aus dem Nichts kommend zwei Männer zu Boden und überschütteten ihn mit Säure. Sie hatten ihn offenbar in einem Hinterhalt abgepasst. Günther wurde in eine Spezialklinik geflogen, er schwebte phasenweise in Lebensgefahr.
Dauerhaft entstellt überlebt er den Anschlag. Ein erster Täter wurde bereits 2022 zu 12 Jahren Haft verurteilt. Dessen mutmaßlicher Mittäter muss sich jetzt vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten.
Zeuge bestätigt Hintermann
Schon vor Prozessbeginn hatte der angeklagte Mittäter verlauten lassen, dass er nicht aussagen wolle. Ein Zeuge dagegen sagte am dritten Prozesstag aus. Er ist Häftling in der JVA Wuppertal und habe dort den bereits verurteilten ersten Säure-Attentäter kennengelernt.
Dieser habe ihm gegenüber ausgepackt. Er habe ihm nicht nur einen Mord gestanden, sondern auch den Namen des Hintermanns des Säure-Anschlags auf Bernhard Günther genannt.
Den wollten die Prozessbeteiligten heute von ihm heute hören. Trotz vielfacher Nachfragen aber weigerte sich der Zeuge. Seine Begründung: massive Angst um sich und seine Familie.
Säureanschlag ein Wirtschaftskrimi?
Damit bestätigte der Zeuge, was das Anschlagsopfer schon immer als Vermutung geäußert hatte: Es gibt einen Auftraggeber für den Säureanschlag. Bernhard Günther ist sich sicher, dass der Hintermann in den Chef-Etagen der deutschen Energie-Wirtschaft zu suchen ist. Polizei und Staatsanwaltschaft soll er nach der Tat einen Namen genannt haben. Öffentlich bekannt wurde der aber bisher nicht.
Mehrfach hatte Günther in Interviews gesagt, dass beide Täter im Auftrag gehandelt haben müssen. Mit dem Ziel, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Die perverse Rechnung der Drahtzieher laut Günther: Entstellen ja, töten nein. Denn das würde noch weit größere Ermittlungen nach sich ziehen.
Endgültige Aufklärung?
Zur Tatzeit war der damals 51-jährige Günther Finanzvorstand der RWE-Tochter Innogy. Über Umstrukturierungen und großes Stühlerücken wurde damals spekuliert, der Konzern kurze Zeit später zerschlagen. Ein Konkurrent um eine hoch dotierte Führungsposition als Hintermann des Attentats? Für Günther selbst ist das wohl nach wie vor sehr wahrscheinlich.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- dpa