Nach Warte-Chaos in Köln/Bonn: Werden jetzt Flüge gestrichen?

Stand: 24.07.2022, 18:17 Uhr

Hunderte Passagiere haben ihre Flüge verpasst, es gab extreme Wartezeiten. Jetzt strebt der Flughafen Köln/Bonn eine "Entlastung der Flugpläne in Verkehrsspitzen" an. Heißt im schlimmsten Fall: Flugstreichungen.

An diesem Wochenende gab es am Flughafen Köln/Bonn erneut große Probleme bei der Abfertigung der Fluggäste. Zeitweise waren wegen Krankmeldungen weniger als 50 Prozent der planmäßig notwendigen Spuren an der Sicherheitskontrolle geöffnet. Nach Schätzungen des Flughafens haben deswegen mehrere Hundert Reisende ihren Flug verpasst, teilweise mussten Reisende bis zu sieben Stunden an den Kontrollen warten. Es kam zu erheblichen Verspätungen. Flugzeuge mussten aufgrund fehlender Passagiere mehrfach be- und entladen werden.

Am Sonntag entspannte sich die Situation zunächst. Bis Mittag gab es keine Wartezeiten an den Kontrollstellen. Doch im Verlauf des Nachmittags bildeten sich erneut lange Schlagen.

Gespräche über Flugstreichungen und Personalaufstockung

"Als Reaktion auf die unzumutbaren Wartezeiten und um den Flughafenbetrieb zu stabilisieren, strebt der Airport eine weitergehende Entlastung der Flugpläne in Verkehrsspitzen an", sagte Thilo Schmid, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Kurzfristig seien Gespräche mit verschiedenen Airlines geführt worden.

Schon im Oktober 2021 wurde die Zahl der maximal möglichen Flüge pro Stunde für den aktuellen Sommerflugplan um 20 Prozent reduziert.

„Auch werden wir weitere Maßnahmen ergreifen und den Personaleinsatz im Terminal nochmal erhöhen. Allerdings erwarten wir auch von der Bundespolizei und dem Dienstleister Securitas konstruktive Vorschläge, wie die Probleme an der Sicherheitskontrolle schnellstmöglich gelöst werden können. Ich möchte auch nochmal betonen, dass wir die aktuelle Situation und insbesondere die Unannehmlichkeiten für unsere Fluggäste außerordentlich bedauern“, so Schmid.

Polizei musste eingreifen

Die langen Wartezeiten hatten am Wochenende für so großen Unmut und Aggressionen gesorgt, dass die Kölner Polizei ordnend und beruhigend eingreifen musste.

"Es ist aktuell vor allem ein Mengenproblem", so ein Sprecher der Kölner Polizei gegenüber dem WDR. Fluggäste kämen wegen der längeren Wartezeiten immer eher zum Flughafen. Oft seien die Schalter dann noch gar nicht offen - und die Stimmung durch die dann noch längere Wartezeit angeschlagen. So wie in der Nacht von Freitag auf Samstag. "Klar gibt es Leute, die sind aufgebracht oder haben erhitzte Gemüter. Dann müssen wir das ein oder andere Streitgespräch führen", so der Sprecher. Sie alle habe man aber bislang mit normalen Gesprächen beruhigen können.

Am Samstagvormittag kam es zu extrem hohen Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen am Köln/Bonner Flughafen. Laut einem Sprecher der Bundespolizei waren es etwa vier Stunden, laut Wartenden waren es sogar fünf bis sechs Stunden.

Ein Mann stand nach eigenen Angaben sieben Stunden an. Glück im Unglück: Sein Flug war verspätet - er erreichte den Flieger noch. Etliche Fluggäste hatten Pech: Sie verpassten ihre Flugzeuge und mussten umdisponieren.

Ein niederländischer Passagier war mit seiner Familie bereits um kurz nach 7 Uhr am Terminal. Seinen Flug um 11.30 Uhr erreichte er dennoch nicht - und musste dann erneut anstehen, um seine bereits eingecheckten Koffer zurückzubekommen.

Einige Passagiere waren der Polizei zufolge wegen langer Wartezeiten aggressiv geworden. Mehrere Polizisten seien deswegen beauftragt worden, bei den Warteschlangen für Ruhe zu sorgen.

Die Strategie für die kommenden Wochen sei deshalb: Nach Bedarf weiter erhöhte Polizeipräsenz zeigen - auch, um als Ansprechpartner vor Ort zu sein. Hierfür bleibe man in enger Absprache mit Flughafensicherheit und Bundespolizei.

Schon die Anfahrt zum Flughafen ein Problem

Warteschlange am Köln-Bonner Flughafen | Bildquelle: WDR/Frank Piotrowski

Schon Freitag hatten sich lange Schlangen durch den Flughafen Köln/Bonn gezogen, einmal durch das Terminal 1, ringsherum um das Terminal 2 und wieder zurück zum Terminal 1. Besonders ärgerten sich Reisende, die mit dem Taxi zum Flughafen kommen mussten. In Richtung Flughafen waren alle S-Bahnen ausgefallen. Ihr Geld werden sie höchstwahrscheinlich nicht wiederbekommen, da in diesem Fall die Mobilitätsgarantie der Deutschen Bahn nicht greift.

Ärger auch bei denjenigen, die zurück nach Köln flogen oder dort ankamen: Regionalzüge fuhren nur einmal pro Stunde oder fielen wegen Personalmangels ganz aus.

Bundespolizei muss Teile der Warteschlange auflösen

Für Familien mit kleinen Kindern und Menschen mit Handicap richtete das Flughafenpersonal eine zusätzliche Warteschlange ein. Diese war irgendwann so lang, dass es zu Missverständnissen kam.

Andere Passagiere dachten, es handele sich um eine normale Schlange und stellten sich ebenfalls an. Sie mussten von der Bundespolizei weggeschickt werden.

Flughafen Köln/Bonn fehlt es an Personal

Seit Beginn der NRW-Sommerferien kommt es am Flughafen Köln/Bonn immer wieder zu massiven Verzögerungen. Für die Sicherheitskontrollen gibt es schlicht zu wenig Personal, krankheitsbedingte Ausfälle verschärfen die Situation zusätzlich. Aus Flughafenkreisen erfuhr der WDR, dass sich am Freitag besonders viele Mitarbeiter, die in der Sicherheitskontrolle arbeiten, krank gemeldet haben.

Laut eines Flughafensprechers wollten an diesem Wochenende schätzungsweise 110.000 Menschen vom Flughafen Köln/Bonn abfliegen. Entspannung ist nicht in Sicht: Am Montag starten die Sommerferien in Rheinland-Pfalz, von dort werden ebenfalls viele Fluggäste erwartet.