Glasfaserausbau in Siegburg: Ein Bürgersteig, zwei Mal Baustelle Lokalzeit aus Bonn 10.09.2024 03:47 Min. Verfügbar bis 10.09.2026 WDR Von Sebastian Tittelbach

Glasfaserausbau in Siegburg: Ein Bürgersteig, zwei Mal Baustelle

Stand: 13.09.2024, 08:43 Uhr

In Siegburg häufen sich die Beschwerden über den Glasfaserausbau, auch weil zwei Anbieter die Bürgersteige zwei Mal aufreißen. 

Von Sebastian Tittelbach

Die Anwohner der Seehofstraße in Siegburg fühlen sich gleich doppelt bestraft: Im Frühjahr hat die Deutsche Telekom die Straße aufreißen lassen, um Glasfaser zu verlegen, in den vergangenen Wochen kamen die nächsten Bautrupps, diesmal im Auftrag von "Unsere Grüne Glasfaser" (UGG).  

Stadt kann doppelten Ausbau nicht verhindern

Der Glasfaserausbau sorgt für solche Stolperfallen in Siegburg | Bildquelle: Sebastian Tittelbach

An mehreren Stellen in der Stadt überbauen sich die Glasfaseranbieter gegenseitig. Bernd Lehmann, Dezernent der Stadt Siegburg und zuständig für Digitalisierung, kann den Ärger der Anwohner darüber nachvollziehen, doch der Stadt seien die Hände gebunden: "Wir müssen es jedem Anbieter erlauben, der ausbauen möchte. Da würden wir uns mehr Regulierung über den Bundesgesetzgeber erhoffen."

NRW besonders von Überbau betroffen

In Siegburg konkurrieren zwei Anbieter beim Glasfaserausbau | Bildquelle: Sebastian Tittelbach

Siegburg steht nicht alleine vor diesem Problem; die Bundesnetzagentur sammelt bundesweit Meldungen über doppelte Glasfaser-Ausbauvorhaben. Aktuell geht sie Hinweisen zu 464 Fällen nach, der Großteil liegt in NRW.
In einer ersten Auswertung aus dem Frühjahr 2024 stellt die Bundesnetzagentur Anzeichen dafür fest, dass die Deutsche Telekom besonders in "lukrativen Kerngebieten" überbaue. Auch in Siegburg konzentriert sich die Telekom auf die Innenstadt, während UGG im gesamten Stadtgebiet verlegen will. Die Telekom spricht von einer Kampagne, die Wettbewerberverbände gegen sie gestartet hätten, um ihr "unsinnigen Überbau von Glaserfaser" vorzuwerfen.

Kooperation besser als Konkurrenz

Prof. Jens Böcker von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg beobachtet in einer Marktanalyse für den Bundesverband Breitbandkommunikation den Überbau. Aus seiner Sicht mache dieser in der jetzigen Marktphase volkswirtschaftlich wenig Sinn, da erst wenige Haushalte mit Glasfaser versorgt seien. Er plädiert dafür, dass die Anbieter mehr kooperieren. Das Unternehmen, das als erstes Glasfaser verlegt habe, solle sein Netz für andere Anbieter öffnen.

Unsere Quellen:

  • Stadt Siegburg
  • Bundesnetzagentur
  • Bundesverband Breitbandkommunikation