Zwei Männer Arm in Arm vor einem romantischen Sonnenuntergang - eigentlich sollte so ein Bild heutzutage für keine große Aufregung mehr sorgen. Schlagzeilen macht Ralf Schumachers Bekenntnis zu seinem Freund Étienne heute dann doch.
Das Schönste im Leben sei, "wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat mit dem man alles teilen kann," schreibt der Ex-Formel-1-Fahrer in einem Instagram-Post - und bekommt dafür Hunderttausende Likes und Herzchen. Ein Nutzer schreibt: "Ralf, wenn das ein Outing ist, muss ich sagen, Respekt." Auch Prominente wie Jan Böhmermann, Carmen Geiss und Giovanni Zarrella reagierten mit "Gefällt mir"-Angaben und zugewandten Worten.
In einem weiteren Post bedankt er sich für die vielen positiven Reaktionen - und zeigt sich mit seinem Partner Étienne.
Welches Versteckspiel Schumacher in seiner Karriere offenbar jahrelang spielen musste - das kann Marcus Urban nachempfinden. Er war 2007 der erste Profi-Fußballer in Deutschland, der sein Coming-out hatte. Sich zu verstecken habe "unheimlich viel Kraft gekostet". Er habe sich "24 Stunden am Tag kontrolliert", habe Schein-Freundinnen gehabt, sei depressiv gewesen, sagt Urban.
Dass Ralf Schumacher schwul ist, wusste Marcus Urban seit Jahren, sagt er. Spekulationen habe es einige gegeben, doch bis jetzt kein offenes Bekenntnis.
Ehe mit Cora Schumacher
Ralf Schumacher ist der Bruder des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher und war früher auch selbst erfolgreicher Rennfahrer. Er startete in 180 Formel-1-Rennen, sechs davon beendete er als Sieger.
Von 2001 bis 2015 war er mit Cora Schumacher verheiratet. Zusammen haben sie einen Sohn: David. Der 22-Jährige hat seinen Vater offenbar längst so akzeptiert wie er ist. Er kommentierte unter dem Instagram-Post seines Vaters, dass er zu 100 Prozent hinter seinem Vater stehe. Es freue ihn, dass er jemanden gefunden habe - egal, ob Mann oder Frau.
Probleme im Profi-Sport?
Auch wenn es in der Gesellschaft an vielen Stellen kein Problem mehr sei, seine sexuelle Orientierung offen zu leben - im Profi-Sport sei es doch noch oft anders, sagt Ex-Fußballer Marcus Urban:
Formel 1 zähle zusammen mit Dart und Billard zu den am meisten männlich dominierten Sportarten der Welt, sagt Marcus Urban: "Es gibt schon ganz klar die Tendenz, dass in Sportarten, die von Männern dominiert werden, Männer eher mal das Problem mit sexueller Orientierung haben als Frauen." Umso erfreulicher sei das Coming-out von Schumacher - es sei wichtig, sich zu zeigen.
Coming-out beendete Karriere
Formel-1-Größen wie Lewis Hamilton und Sebastian Vettel zeigen sich zwar gerne in Regenbogenfarben - aber offen zu sagen: "Ich liebe einen Mann"? Das erfordert trotz aller zur Schau gestellten Diversität für viele immer noch Mut.
Das Coming-out habe damals seine Karriere beendet, sagt Marcus Urban. Es habe sich vieles geändert mittlerweile - auch wenn es immer noch Nachholbedarf an einigen Stellen gebe. Mit seiner Aktion "Sports Free" versucht Urban, Profisportler beim Coming-out zu unterstützen. Als bisher einziger nicht heterosexueller Formel-1-Fahrer gilt der Brite Mike Beuttler, der in den 1970er-Jahren einige wenige Rennen fuhr.
Unsere Quellen:
- Ralf Schumachers Instagram-Profil
- Interview mit Marcus Urban