Rauschgifthandel, Geldwäsche, Cyberkriminalität: Die Polizei in Deutschland hat im vergangenen Jahr in hunderten von Fällen gegen organisierte Banden ermittelt. Insgesamt gab es bundesweit 642 Ermittlungsverfahren. Das geht aus dem "Bundeslagebericht Organisierte Kriminalität" hervor, den Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, am Donnerstag in Berlin präsentiert haben.
Organisierte Kriminalität: NRW wieder an der Spitze
Die meisten Ermittlungsverfahren gab es mit 132 in NRW, gefolgt von 87 Verfahren in Niedersachsen und 80 in Bayern. Die wenigsten Verfahren gab es mit 10 in Sachsen-Anhalt und 11 in Bremen.
- Übrigens: Organisierte Kriminalität ist nach Definition von Polizei und Justiz von Gewinn- oder Machtstreben bestimmt. Mehr als zwei Beteiligte gehen dabei planmäßig und auf Dauer arbeitsteilig vor, ihre Straftaten müssen von "erheblicher Bedeutung" sein.
Die meisten Fälle bundesweit im Bereich der Drogenkriminalität
Der größte Teil der Fälle wurde 2023 deutschlandweit der Drogenkriminalität zugeordnet. Hier wurden 264 Verfahren geführt, was 41 Prozent aller Verfahren ausmacht. Das Hauptaugenmerk der Ermittler liegt hier auf der Bekämpfung der Schmugglerrouten von Lateinamerika über die großen Seehäfen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden nach Europa. Im Hamburger Hafen etwa hätten sich die sichergestellten Mengen von Kokain in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht, sagte Faeser.
Mehr als 500 Ermittler in dem Bereich in NRW
Das Thema Organisierte Kriminalität kam am Donnerstag auch im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags zur Sprache. Laut Innenminister Herbert Reul (CDU) sind in NRW über 500 Ermittler im Bereich Organisierter Kriminalität tätig. Aktuell gebe es keine Pläne, die Zahl der Ermittler zu erhöhen.
In Köln arbeite eine eigene Ermittlungskommission mit 65 Beamtinnen und Beamten, die sich mit Entführungen und Explosionen in NRW befasst, die möglicherweise mit der niederländischen sogenannten "Mocro-Mafia" in Verbindung stehen. Unter dem Begriff werden Drogenhändler aus dem Nachbarland zusammengefasst, die teils eine marokkanische Herkunft haben.
Reul stellte klar, dass der Begriff "Mocro-Mafia" falsch sei, weil er suggeriere, Mitglieder der Drogenbanden seien Marokkaner. Richtig sei, dass die Bandenmitglieder aus vielen Nationen stammten und sie alle von den Niederlanden aus agierten. Drogengeschäfte habe es schon immer gegeben, aber das Neue und Beunruhigende sei die brutale Gewalt, mit der die Täter vorgingen.
Reul: Bei Bekämpfung Geduld und Ausdauer gefragt
In den vergangenen Wochen war es immer wieder zu Explosionen in Köln, aber auch etwa in Engelskirchen und Duisburg gekommen. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Polizei sollen diese im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden auch aus den Niederlanden stehen.
Reul betonte, es gebe im Bereich Organisierter Kriminalität eine "sehr sehr gute Zusammenarbeit" mit anderen Ländern. "Wir sind international gut aufgestellt", so der Minister. Die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität sei eine schwierige Herausforderung. Nötig seien Geduld und Ausdauer, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Hinweis der Redaktion zum Begriff "Mocro-Mafia": Auch wir verwenden diese Bezeichnung, weil sie weit verbreitet ist. Da die Bezeichnung umstritten ist, setzen wir sie in Anführungszeichen. Denn anders als der Name suggeriert, besteht das Netzwerk den Daten zufolge nicht ausschließlich aus Mitgliedern mit marokkanischen Wurzeln. Vielmehr handelt es sich um multinationale Banden, die etwa Kontakt zu spanischen Kriminellen halten und vor allem Geschäfte mit Kokain und Cannabis machen.