Das Lehramt ist weiblich: Immer mehr Lehrerinnen in NRW

Stand: 08.07.2023, 17:29 Uhr

Knapp drei Viertel der Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen sind Frauen - ein historischer Höchstwert für das Land. An manch einer Grundschule unterrichtet sogar überhaupt kein Mann mehr.

Nur noch etwa jede vierte Lehrkraft an den allgemeinbildenden Schulen Nordrhein-Westfalens war im abgelaufenen Schuljahr männlich. Der Anteil der hauptamtlichen Lehrerinnen erreichte hingegen mit 73,4 Prozent einen Höchstwert in der seit 1970 gelisteten Zahlenreihe des Schulministeriums. Damals war gut die Hälfte der Lehrkräfte (53,7 Prozent) eine Frau, wie aus der jetzt veröffentlichten amtlichen Schulstatistik für 2022/23 hervorgeht.

Lediglich die beruflichen Schulen wiesen mit 45 Prozent auch im vergangenen Schuljahr noch einen markanten Lehrer-Anteil auf - 1970 waren die Männer hier jedoch mit fast 64 Prozent noch deutlich in der Überzahl gewesen.

Besonders deutlich ist das Verhältnis in den Grundschulen. "Im Primarbereich haben wir Schulen, an denen kein Mann arbeitet", sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ayla Çelik, der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

Diese brächten allerdings häufig einen anderen Umgang mit den Kindern in den Schulalltag ein. "Es sollte also dafür gesorgt werden, dass der Lehrberuf auf Dauer attraktiver gestaltet wird - für mehr Frauen und Männer in den Lehrerzimmern", forderte Çelik.

Generell zeichne sich seit langem ab: "Das pädagogische Handlungsfeld ist weiblich - das sehen wir in den Kitas, in der sozialen Arbeit und nun auch vermehrt an Schulen." Das liege einerseits an der guten Vereinbarkeit von Familie und Arbeit im Lehrerberuf, andererseits an der zunehmenden Berufstätigkeit bei Frauen insgesamt, stellte die Gewerkschafterin fest.

Rekord: Mehr als 200.000 Lehrkräfte in NRW

Insgesamt unterrichteten im vergangenen Schuljahr knapp 202.400 Lehrkräfte an 5.404 Schulen fast 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler. Angesichts stetig gestiegener Bildungs- und Förderaufgaben hat die Zahl der Lehrkräfte damit ihren Höchststand in der Schulstatistik Nordrhein-Westfalens erreicht - das gilt auch für die darin enthaltene Zahl der fast 174.000 Vollzeitstellen. Demgegenüber waren die Schülerzahlen in etlichen Jahren schon deutlich höher in NRW - in der Spitze mit mehr als 3,4 Millionen Lernenden Mitte der 1970er-Jahre.

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Die GEW fordert eine Lehrerbesetzungsquote von 110 Prozent für weniger Unterrichtsausfall, mehr Zeit für individuelle Förderungen und mehr Entlastung für die Beschäftigten. Dazu seien allein in NRW gut 10.000 zusätzliche Lehrkräfte nötig - "jetzt und nicht am Ende der Legislatur", unterstrich Çelik.