Waldbauern entsetzt - Land stoppt vorerst Waldförderung

Stand: 25.03.2024, 20:19 Uhr

Nicht nur dem Wald geht's schlecht: Offenbar auch der Kasse vom NRW-Landwirtschaftsministerium. Die Förderung der Wiederbewaldung stellte die Ministerin vorübergehend ein. Der Waldbauernverband zeigt sich entsetzt.

Von Rainer Striewski

Eines haben der Landeshaushalt und Waldzustand in NRW gemeinsam: Beiden geht es schlecht. Und damit's dem einen bald wieder bessergeht, muss der andere offenbar auf Besserung warten. So hat die Landesregierung nun entschieden, die Förderung der Wiederbewaldung in NRW vorerst zu pausieren.

Im Haushalt fehlt das Geld

"Der starke Abruf von Fördermitteln zur Wiederbewaldung in den letzten Monaten erfordert es, dass einstweilen bis zum 30.04.2024 keine weiteren Förderanträge zur Wiederbewaldung bewilligt werden können", teilte ein Sprecher des NRW-Landwirtschaftsministeriums mit. Es müsse "aus aktuellen haushälterischen Gründen" eine Übersicht der noch zur Verfügung stehenden Mittel erstellt werden. Bereits bewilligte Förderungen könnten aber noch ausgezahlt werden. Das betreffe auch Maßnahmen, bei denen bis zum 22. März trotz fehlender Bewilligung ein vorzeitiger Maßnahmenbeginn erlassen wurde, so das Ministerium.

Der aktuelle "Kassensturz" solle auch dazu dienen, die Rahmenbedingungen für die kommende Herbstpflanzung abzustecken, erklärte ein Ministeriumssprecher und betonte: "Die Waldbesitzenden können in dieser Zeit weiterhin Anträge einreichen!" Vom Kassensturz betroffen ist nach Angaben des Ministeriums insbesondere die Förderrichtlinie "Extremwetterfolgen".

Waldbauern waren nicht informiert

Der Waldbauernverband in NRW reagierte dennoch entsetzt auf den vorläufigen Bewilligungsstopp. "Wir sind im Vorfeld nicht informiert worden", bedauert Heidrun Buß-Schöne, Geschäftsführerin des Waldbauernverbandes Nordrhein-Westfalen e.V.

"Wir waren nicht nur total überrascht, sondern auch entsetzt." Heidrun Buß-Schöne, Waldbauernverband NRW

Die Waldbesitzer hätten in den letzten fünf Jahren eine zweistellige Milliardensumme an Schäden in ihrem Wald verloren, so Buß-Schöne. "Und gerade auf diesen Schadflächen werden die Waldbesitzer in den nächsten 20, 30 oder 40 Jahren keine Erträge erwirtschaften." Deswegen wären die Waldbauern auf die Unterstützung so angewiesen.

Über 140.000 Hektar müssen wiederbewaldet werden

Buß-Schöne vom Waldbauernverband NRW: "Wir sind entsetzt" | Bildquelle: WDR

Gerade in den letzten Jahren haben Trockenheit, Stürme und der Befall von Borkenkäfern den Wäldern in NRW stark zugesetzt. Nach Angaben des Waldbauernverbandes sind rund 142.000 Hektar der insgesamt 935.000 Hektar großen Waldfläche in NRW so stark geschädigt, dass sie wiederbewaldet werden müssen. Dafür hatte das Land im vergangenen Jahr rund 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Seit 2019 wurden nach Angaben der Landesregierung rund 113 Millionen Euro für die Bekämpfung der Waldschäden (Kalamität) und die Wiederbewaldung an Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ausgezahlt.

Waldbauern hoffen auf Wiederaufnahme der Förderung

Noch im September letzten Jahres hatte Forstministerin Silke Gorißen (CDU) eine "Wiederbewaldungsprämie" als drittes Maßnahmenpaket zur Förderung des Waldes eingeführt. "Stand März 2024 liegen allein hier Anträge in Höhe von 1 Million Euro vor", erklärte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. "Insgesamt liegen aktuell zur Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen Förderanträge in Höhe von rund 17 Millionen Euro bei Regionalforstämtern vor. Es ist davon auszugehen, dass die Anträge in dieser Förderhöhe auch bewilligt werden", so der Sprecher weiter.

Anlässlich des internationalen Tag des Waldes hatte Forstministerin Gorißen letzte Woche auch noch einmal betont: "Die Wiederbewaldung ist eine wichtige Aufgabe, welche vom Land Nordrhein-Westfalen und unseren privaten und kommunalen Waldbesitzern engagiert vorangetrieben wird."

Und wie geht's nun weiter? Das Landwirtschaftsministerium hat sich noch am Montag mit den Spitzen nordrhein-westfälischer Waldbauernverbände und weiterer Waldbesitzerorganisationen zusammengesetzt. Dabei habe man bekräftigt, die Waldbesitzenden über weitere Entwicklungen im Zuge des "Kassensturzes" zu informieren, teilte das Ministerium anschließend mit.

Eine dauerhafte Einstellung der Förderung erwarten die Waldbauern offenbar nicht. "Ich weiß, dass von den Sparmaßnahmen nicht nur die Abteilung 'Forst' im Ministerium betroffen ist", erklärte Waldbauern-Geschäftsführerin Buß-Schöne. "Insofern bin ich sehr zuversichtlich, dass nach Klärung der Haushaltslage die Forstförderung auch weitergeht."

Wichtiger Kohlendioxid-Speicher

Wald ist nicht nur Schutzraum für Tiere und Pflanzen oder Lieferant für den Rohstoff Holz. Er ist auch wichtig im Kampf gegen die Erderwärmung. Welche Auswirkungen etwa das Waldsterben für die Menschen dabei haben kann, zeigte sich erstmals 2020. Statt über 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid nahmen die Wälder in Deutschland nur noch knapp 42 Millionen Tonnen aus der Atmosphäre auf:

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Stoppt die Landesregierung alle Wiederbewaldungsprogramme? WDR 5 Westblick - aktuell 25.03.2024 05:07 Min. Verfügbar bis 25.03.2025 WDR 5

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