Kutschatys Rücktritt und Krafts Erbe

Stand: 23.03.2023, 16:31 Uhr

Dem SPD-Landesvorsitzenden Thomas Kutschaty sei ein würdevoller Abgang gelungen, kommentiert Christoph Ullrich. Seine Partei aber stürze er so ins Chaos. Die Ursachen für die Krise der NRW-SPD lägen länger zurück.

Von Christoph Ullrich

Thomas Kutschaty ist das Gesicht der historischen Landtags-Niederlage. Im vergangenen Jahr holte die SPD keine 27 Prozent mehr. So schlecht war sie nie. Aber Kutschaty durfte weitermachen, weil die Partei auch als Gesamtwerk ihren Beitrag zur Niederlage geleistet hatte. Sie hat sich im Grunde immer noch nicht von der Abwahl Hannelore Krafts erholt.

Als Kraft 2017 Armin Laschet unterlag, schmiss sie abrupt hin und ermöglichte somit jahrelange Fehden zwischen SPD-Landesbezirken, die auch mit Kutschatys Wahl zum Parteichef - Anfang 2021 - kein Ende fanden. Weil er die Schuld deshalb nicht bei sich alleine sah, hatte Kutschaty durchgehalten. Aber auch er muss nun feststellen, dass in der Partei immer noch zu viele Brandherde lodern.

Abgang ohne Groll

Seine Kritiker hatten nur immer ein Problem: Den Mangel einer personellen Alternative. Aber selbst das hat am Ende nichts mehr gebracht. Als der Parteivorstand den Vorschlag ablehnte, wer Generalsekretärin werden sollte, da wusste auch Kutschaty: Er selber hat keine Mehrheit in der Parteiführung.

SPD in NRW: Das Chaos und sein Schatten WDR RheinBlick 24.03.2023 29:14 Min. Verfügbar bis 22.03.2029 WDR Online

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Was ihm noch blieb war der Rücktritt in Würde, ohne Groll gegen die letzten Monate. Das ist ihm in einer ehrbaren Rückzugserklärung gelungen, in der er keine Vorwürfe erhob. Allerdings hinterlässt dieser respektable Abgang eine Sozialdemokratie im Chaos. Die in NRW regierenden Parteien von CDU und Grünen dürfte es daher freuen, dass sie in den kommenden Wochen keine lästige SPD-Opposition fürchten müssen. Die ist nämlich jetzt erstmal mit sich selber beschäftigt.