Nach der Technik-Panne zum geplanten Start der Abiturprüfungen in NRW am Mittwoch sollen die schriftlichen Prüfungen am Freitag auf jeden Fall stattfinden. Doch wie das Schulministerium dem WDR am Donnerstagmittag bestätigte, wird es dafür neue Aufgaben geben. Diese Ersatzaufgaben hatte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) bereits am Vortag als "Plan B" ins Spiel gebracht, falls es Hinweise auf einen Daten-Leak geben sollte. Nun teilte das Ministerium mit, es gebe zwar keine Hinweise auf die illegale Verbreitung der Aufgaben. Aber aus Vorsicht habe man sich für den Einsatz der Alternativ-Aufgaben entschieden.
Damit dürfte die Rechtssicherheit der morgigen Abi-Klausuren verbessert werden. Die geplagten Abiturientinnen und Abiturienten können also zumindest, was diesen Punkt anbelangt, nun entspannter in die Prüfungen gehen.
Aufgaben für Nachschreibetermin werden zentral gestellt
Bei neuen Aufgaben, die am Freitag gestellt werden, handelt es sich um die Prüfungsunterlagen, die ursprünglich für einen Nachschreibtermin gedacht waren. Beim Zentralabitur sind stets zwei Sätze mit Prüfungsfragen vorbereitet: Einer für den Hauptprüfungstermin und einer für diejenigen, die beispielsweise krank sind und nachschreiben müssen. Für den Fall, dass es einen zweiten Nachschreibetermin braucht, müssen in NRW die Lehrkräfte die Aufgaben stellen.
Wegen des Zuckerfests am Freitag hatte das Schulministerium muslimischen Schülerinnen und Schülern einen Nachschreibtermin am 09. Mai angeboten. Die Aufgaben für diesen Termin werden wohl zentral vom Land bereitgestellt, wie das Ministerium am Donnerstag mitteilte.
Abi-Start mit Verspätung
Unterdessen konnten am Donnerstag die Schülerinnen und Schüler an Gymnasien, Berufskollegs und Gesamtschulen in ihre schriftlichen Abschlussprüfungen starten. Nach Angaben des Schulministeriums und des Philologenverbands wurden keine neuen technischen Störungen beim Herunterladen der Aufgaben bekannt. Auch inhaltliche Probleme - etwa fehlende oder kaum lösbare Aufgaben, wie in früheren Jahren schon vorgekommen - seien nicht gemeldet worden, sagte die Vorsitzende des Philologenverbands NRW, Sabine Mistler.
Suche nach Aufgaben im Internet
Feller äußerte sich am Vorabend im WDR-Fernsehen zum Gerücht, dass Abiaufgaben bereits im Internet kursierten, unter anderem weil sie nach den gescheiterten Downloads per USB-Sticks zwischen den Schulen herumgereicht wurden. Ihre Mitarbeiter würden permanent die sozialen Netzwerke prüfen, bislang seien aber keine Aufgaben im Internet aufgetaucht.
Warum die Downloads an vielen Schulen Anfang der Woche nicht geklappt haben, werde noch untersucht, auch im Austausch mit dem zuständigen IT-Dienstleister. Es könne aber an einer neuen Zwei-Faktor-Authentifizierung gelegen haben, die jetzt vorsichtshalber wieder deaktiviert wurde. Solche Sicherheitsstufen sollen verhindern, dass Unbefugte Zugriff auf Daten bekommen. Außerdem werde geprüft, ob ein Video, das Teil einer Aufgabe war, die Download-Probleme ausgelöst haben könnte.
Ministerin entschuldigt sich
Ministerin Feller entschuldigte sich im WDR Fernsehen noch einmal ausdrücklich bei allen Schülerinnen und Schülern, ihren Eltern und auch den Lehrkräften. Diese Panne hätte nicht passieren dürfen. Die Unruhe und die Belastung, die daraus gefolgt sind, bedauere sie sehr.
Weil der Download über den Server eines externen Dienstleisters nicht funktionierte, hatte das Schulministerium nach einer stundenlangen Hängepartie am Dienstagabend die Abi-Prüfungen in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik von Mittwoch auf Freitag verschoben.
Muslimische Schüler können am 9. Mai nachschreiben
Eigentlich sollte der Freitag als Prüfungstag freigehalten werden, da in diesem Jahr am 21. April der muslimische Fastenmonat Ramadan mit dem Zuckerfest endet. Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens müssten daher die Prüfungen am Freitag nicht mitschreiben, sagte die Schulministerin: "Wer wegen des Festes nicht an den Prüfungen teilnehmen möchte, kann nach vorheriger Abstimmung mit der Schulleitung am 9. Mai nachschreiben." Auch für Lehrkräfte muslimischen Glaubens sei an diesem Tag Sonderurlaub möglich - "sofern die Durchführung der Abiturprüfungen sichergestellt ist".