Wegen Personalmangel: Land gibt Geld für mehr Lokführer

Stand: 13.09.2023, 12:16 Uhr

Der Fachkräftemangel ist im Zugverkehr besonders stark spürbar. Händeringend suchen Bahn und andere Verkehrsunternehmen etwa nach Lokführern. Das Land will deshalb ein Förderprogramm ausweiten.

Von Martin Teigeler

Das Land stellt sechs Millionen Euro für die Gewinnung und Qualifizierung von Fachkräften für den regionalen Zugverkehr in NRW bereit. Dies teilte Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) am Mittwoch in Düsseldorf mit. Vor allem Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte sollen stärker für den Lokführer- und andere Bahnjobs gewonnen werden.

Die bestehende "Beschäftigungsoffensive" werde damit ausweitet, sagte Krischer. So wolle man die angespannte Personalsituation auf der Schiene entlasten. Doch die Millionenförderung dürfte kaum ausreichen. Die Bahnunternehmen liefern sich einen Wettbewerb um das fehlende Personal.

Minister will Verbesserungen

NRW-Verkehrsminister Krischer: Unpünktliche Züge bereiten ihm "Kopfschmerzen" | Bildquelle: WDR

Der Minister räumte auf Nachfrage ein, dass der sogenannte Schienenersatzverkehr (SEV) per Bus, der für viele Pendler wegen Baustellen und Zugausfällen mittlerweile zum Alltag gehört, besser werden müsse. Nur ein Beispiel: Auf der Linie RE19 kommt es vor, dass ein überfüllter SEV-Bus, in dem Reisende teils stehen müssen, auf der Autobahn 3 fährt. Zudem fehlen auch hier Busfahrer - und die SEV-Angebote reichen nicht aus.

Neben der maroden Infrastruktur und den vielen Baustellen ist der Fachkräftemangel einer der wichtigsten Ursachen für ausfallende und unpünktliche Züge. Da Personal fehlt, stehen die Beschäftigten im Zugverkehr besonders unter Stress. Eine Folge: ein hoher Krankenstand.

Was das Zugpersonal besonders stresst

Laut einer Umfrage unter 1.500 Beschäftigten der Zugunternehmen in NRW sind baustellenbedingte Störungen und Umleitungen der Hauptbelastungsfaktor bei der Arbeit. "Viele unserer Leute sind am Ende ihrer Kraft", sagte Marcel Winter, Geschäftsführer von National Express.

Die Beschäftigten "rackerten sich ab", so Winter, er sprach von einem "Teufelskreis" und einer stressbedingten "Flucht in die Krankheit". Mitarbeiter könnten genauso wenig etwas für die jahrzehntelang vernachlässigte Zug-Infrastruktur wie die Kunden.

Lokführer verzweifelt gesucht

Laut Landesregierung werden bis 2027 circa 20 Prozent der 3.000 Lokführer in NRW in Rente gehen. Bis 2025 würden mindestens 400 neue Fachkräfte dieser Berufsgruppe pro Jahr benötigt. Auch Zugbegleiter und Disponenten in Leitstellen werden händeringend gesucht.

Unsere Quellen:

  • Krischer und Winter bei PK in Düsseldorf und in Pressemitteilung
  • Zustände beim RE19 SEV eigene Recherchen des Autors