Mit Dorothee Feller steht jetzt eine Frau an der Spitze des Schulministeriums, die vor allem eine große Stärke hat: sie ist Verwaltungsfachfrau. Die vergangenen fünf Jahre war sie Chefin der Bezirksregierung Münster, sie weiß also, wie man große Behörden leitet. Und auch, wie man mit unterschiedlichen Parteien umgeht, zum Beispiel mit Lehrern, Eltern, Schülern - die keineswegs immer die gleichen Ziele haben.
Und sie weiß allem Anschein nach auch, wie man in Behörden kommuniziert. Anders als ihre Vorgängerin Yvonne Gebauer (FDP) hat sie sich dazu entschieden, zuerst die Schulen über Änderungen und neue Regeln zu informieren - und erst danach die Medien. Ob sie das immer durchhalten kann, wird die Zeit zeigen. Aber der Grundgedanke ist richtig, und er befriedet die teilweise schon seit Jahren sehr aufgebrachten Lehrer, die sich immer wieder darüber beklagten, dass sie Neues meist aus den Medien erfahren würden.
Unterschiede zur Vorgängerin im Detail
Beim Thema Corona hat Feller dagegen wenig Spielraum: Selbst wenn sie eine Maskenpflicht wollte, könnte sie derzeit keine einführen. Pflicht-Tests wären schon eher möglich, auch wenn sie einem Beschluss der Kultusminister widersprechen würden. Am Ende unterscheidet sich Feller hier nur in Details von Gebauer: Die Schulen sollen flexibler sein bei der Frage, wann und wie sie Schüler in den Distanzunterricht schicken. Ganz schließen dürfen sie die Schulen aber nicht.
Weitere Baustellen
Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob es Dorothee Feller gelingt, eine klare Strategie für Schule in Pandemiezeiten aufzustellen und auch durchzuhalten. Das ist jetzt, im Jahr 3 der Pandemie, sicher leichter als zu Beginn. Gleichzeitig warten aber auch viele weitere Baustellen auf die neue Ministerin: Lehrermangel, eine bessere Bezahlung für Grundschullehrer und die Zukunft der Inklusion sind nur drei Stichworte - und bei allen kann sich Feller schnell unbeliebt machen.
Genau das zu vermeiden, wird eine der schwersten Aufgaben für die neue Ministerin werden. Ob ihre oft betonte Ausbildung als Mediatorin dabei helfen kann? Zumindest lernt man dabei auch Zuhören - nicht die schlechteste Eigenschaft für eine Behördenchefin!