NRW-Familienministerin Josefine Paul möchte die Personalverordnung in Kitas lockern. Demnach sollen auch fachfremde Menschen eine Kita mit entsprechendem pädagogischen Schwerpunkt verstärken können - Musiker oder Handwerker beispielsweise. Auch für Menschen, die noch studieren, keinen Abschluss in Deutschland gemacht haben oder noch Deutsch lernen, sollen einfacher eingestellt werden können. Ausländische Personen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, könnten dann ebenfalls in Kitas arbeiten.
Flexiblere Dienste in Notfällen
Damit Kitas nicht wetterbedingt oder während Krankheitswellen schließen müssen, sollen in solchen Notfällen übergangsweise Ergänzungskräfte eingesetzt werden können, wenn sonst zu wenig sozialpädagogisch ausgebildete Fachkräfte da wären. Pädagogische Ergänzungskräfte sind meistens Kinderpfleger, Sozialassistentinnen, Heilerziehungshelfer oder Sozialpädagogische Assistentinnen. Familienministerin Josefine Paul dazu: "Gerade im Winter mit seiner saisonalen Erkältungswelle müssen Kitas teilweise schließen, weil das Personal knapp wurde. Hier setzen wir an und haben gemeinsam mit den Kommunen und Trägern die Schritte intensiv diskutiert, die wir nun in die Personalverordnung gegossen haben."
Streitthema Fachkräftemangel
In Einrichtungen mit höchstens 60 Kindern brauchte es dann lediglich noch eine Fachkraft. Pro weiteren 60 Kindern bräuchte es jeweils eine weitere Fachkraft, um den Betrieb aufrechterhalten zu dürfen. "Ich begrüße grundsätzlich die Flexibilisierung der Personalverordnung als eine kurzfristige Reaktion auf den immensen Fachkräftemangel in Kitas", sagt Marcel Hafke, familienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Er betont aber auch: "Einzelmaßnahmen reichen nicht aus, um den gravierenden Fachkräftemangel wirksam zu bekämpfen."
Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion fragt: "Was hat das noch mit frühkindlicher Bildung zu tun?" So mache die Landesregierung aus den Kitas nur noch "Parkhäuser". Das sei ein "Affront gegenüber allen Familien und Erziehungskräften im Land."
Kitas äußern sich optimistisch
Die Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege, die rund 80 Prozent der Kitas in Nordrhein-Westfalen vertritt, reagiert positiv auf den Entwurf: "Wir wünschten uns alle gemeinsam, dass man solche Regelungen nicht treffen müsste", sagt Vorstandsmitglied Stephan Jentgens. "Die Qualität der Versorgung hochzuhalten hat aber nach wie vor oberste Priorität! Gleichzeitig verstehen wir, dass es nötig ist, Verlässlichkeit herzustellen."