Azubireport: Gewerkschaftsbund sieht Verbesserungsbedarf

Stand: 28.11.2023, 16:44 Uhr

Der Azubireport ist da: 70 Prozent der Auszubildenden sind insgesamt zufrieden mit ihrer Ausbildung, an vielen Stellen sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund aber Verbesserungsbedarf.

Von Doro Blome-Müller

Vor allem bei den Schlusslicht-Branchen müsse sich endlich etwas tun, sagt der DGB. Dazu gehört das Hotel- und Gaststättengewerbe, aber auch Ausbildungen zum Tischler oder Maler und Lackierer werden von den Azubis oft nicht gut bewertet. Häufig müssen sie ausbildungsfremde Tätigkeiten übernehmen, wie zum Beispiel Kaffee kochen oder Kopieren, machen viele Überstunden und werden schlecht bezahlt: Ein Friseurazubi bekommt 657 Euro im Monat,  angehende Bankkaufleute bekommen mit 1200 Euro fast doppelt so viel.

Seit 18 Jahren befragt die DGB-Jugend regelmäßig Auszubildende der 25 häufigsten Ausbildungsberufe  nach ihrer Zufriedenheit und den Bedingungen in Betrieben und Berufskollegs. In diesem Jahr sind die Fachinformatiker, Industriemechaniker oder Industriekaufleute unter den am besten bewerteten Ausbildungen.

Regional große Unterschiede bei den verfügbaren Ausbildungsplätzen

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt stellt sich landesweit sehr unterschiedlich dar. So gebe es im Ruhrgebiet im Durchschnitt weitaus mehr Bewerber als Plätze, während die Betriebe im Münsterland oder Südwestfalen händeringend nach Azubis suchten. Teilweise ließe sich dieses Ungleichgewicht sogar mit ganz einfachen Mitteln zumindest abmildern, erklärte Andreas Jansen, Leiter der Abteilung Jugend und  Demokratie. So wäre denkbar, das gerade erst vereinbarte Semesterticket, auch auf Auszubildende auszuweiten. "Da könnte man günstige Mobilität anbieten", um beispielsweise den Ausbildungsplatz im Kreis Borken attraktiver für den Jugendlichen aus Gelsenkirchen zu machen.

Zu wenige Ausbildungsplätze insgesamt

Dass sich etwas ändern müsse, ist nach Ansicht des DGB deutlich am Fachkräftemangel ablesbar. Mehr als jeder fünfte Mensch zwischen 20 und 34 Jahren in Nordrhein-Westfalen bleibe dauerhaft ohne irgendeine Ausbildung, sagte NRW-DGB-Chefin Anja Weber bei der Vorstellung des Berichts, "das können wir uns nicht länger leisten".  Nur jeder fünfte Betrieb bilde überhaupt aus, deswegen müsse ein umlagefinanzierter Zukunftsfonds etabliert werden, eine Art gemeinsame Kasse, in die alle Betriebe einzahlen und aus der dann die Ausbildung finanziert wird. Es könne nicht sein, dass diese gesamt-gesellschaftliche und wirtschaftlich wesentliche Aufgabe an nur Wenigen hängen bleibe. Als klassisches Beispiel nannte Weber die Schiene. "Die Bahn bildet die Lokführer aus und die privaten Unternehmen werben sie anschließend ab."

Digitalisierung lahmt

Erstmals wurden die Azubis in diesem Jahr befragt, wie gut sie sich auf die Anforderungen der Digitalisierung in ihrer Ausbildung vorbereitet sehen. Die Antworten waren ernüchternd. In den Betrieben wurde diese Frage nur von 44 Prozent mit "gut" oder "sehr gut" beantwortet, in den Berufskollegs sind es noch einmal neun Prozent weniger, also insgesamt nur 35 Prozent. Hier seien es weniger unmotivierte Lehrkräfte, sondern vielmehr fehlendes Equipment in den Berufskollegs. Sie müssten ganz grundsätzlich gestärkt und besser ausgestattet werden, fordert der DGB.