Energiesparen: Weihnachtsmärkte in Gefahr?

Stand: 19.08.2022, 14:14 Uhr

Alle Jahre wieder erstrahlen Deutschlands Städte in der Adventszeit in festlichem Glanz, überall finden Weihnachtsmärkte statt. Fällt das alles in diesem Jahr aus - wegen der Energiekrise?

Strom und Gas sparen, wo es nur geht – das ist angesichts der aktuellen Energiekrise derzeit an der Tagesordnung. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Doch wie wird es zum Ende des Jahres mit dem festlichem Ambiente in Deutschlands Städten aussehen? Ein in stimmungsvollem Licht angestrahlter Weihnachtsmarkt, ein prachtvoll geschmückter und mit unzähligen Elektrokerzen versehener Tannenbaum mitten in der Stadt – ist das demnächst noch bezahlbar?

Für den Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) steht zumindest eines fest: Sollte Russland den Gashahn komplett zudrehen, kann er sich "nicht vorstellen, dass dann so große Events wie Weihnachtsmärkte überhaupt noch in Deutschland stattfinden.“

Diskussion über Weihnachtsmärkte

In Dortmund will man davon aber zum Beispiel noch nichts hören. Die Stimmung in der Bevölkerung sei jetzt schon schlecht, meint eine Frau in der Stadt. Und auch Patrick Arens, der Organisator des Dortmunder Weihnachtsmarktes, ist überzeugt, dass nach den mehr als zwei Corona-Jahren viele Menschen das Gemeinschaftsgefühl bei Glühwein oder gebrannten Mandeln bräuchten.

Außerdem sei fraglich, wie viel tatsächlich eingespart werde: "Die Energie, die hier nicht verbraucht wird, wird dann zu Hause verbraucht“, ist Arens überzeugt. Egal ob beim Licht, der Pizza im Backofen oder der Heizung. Zudem sei ein Weihnachtsmarkt auch ein Arbeitsplatz für viele Menschen. Die Veranstaltungsbranche habe lange darben müssen und mit einer Absage schicke man die Branche endgültig in die Versenkung.

Eisbahnen kosten viel Strom

Trotzdem gibt es durchaus Potenzial zu sparen. So verbrauchen zum Beispiel die Düsseldorfer Weihnachtsmärkte rund 400.000 Kilowattstunden – ein Viertel davon entfällt allein auf die Eislaufbahn. Die Stadt Hamm hat deshalb entschieden, dass der Weihnachtsmarkt dort in diesem Jahr ohne echte Eisbahn auskommen muss. Damit würden 60.000 Kilowattstunden Strom gespart. Stattdessen wird es eine Kunststoffbahn geben. Auch in anderen Städten außerhalb NRWs wie Offenburg oder Neumünster haben die Verantwortlichen deshalb entschieden, die Eisbahnen in diesem Jahr nicht aufzubauen.

Keine Weihnachtsbeleuchtung als Signal an Bürger

Und auch in Mönchengladbach soll es auf den Einkaufsstraßen der Innenstadt und im Stadtteil Rheydt wegen der Energiekrise in diesem Jahr keine Weihnachtsbeleuchtung geben. Es gehe nicht darum, Geld zu sparen, sagt Stefan Wimmers vom Mönchengladbacher City-Management – sondern um eine Vorbildfunktion: "Um das Bewusstsein unserer Gesellschaft zu erreichen, sich jetzt möglichst frühzeitig schon Gedanken darüber zu machen. Damit wir es für die Bereiche noch möglichst lange haben, auf die es dann irgendwann auch mal mehr ankommt, als auf eine Weihnachtsbeleuchtung."

Auch die Gemeinde Nottuln (Kreis Coesfeld) hat sich bereits gegen eine Weihnachtsbeleuchtung im kommenden Winter entschieden. Damit soll einerseits weniger Energie verbraucht und andererseits auch ein Signal an die Bevölkerung gesendet werden, dass an vielen Stellen gespart werden kann.  

In vielen anderen Städten und Gemeinden in NRW wartet man offenbar noch ab, ob und wie man in der Öffentlichkeit rund um Weihnachten spart.

Kirchen zu, um Heizkosten zu sparen?

Eine andere Idee aus dem Kreis Wesel wird sicher noch für Diskussionen sorgen: Dort will ein evangelischer Pfarrer ab Oktober drei Kirchen in einer Gemeinde schließen, um die Heizkosten zu sparen. Die Gottesdienste soll es dann nur im Gemeindesaal geben. Nur zu Weihnachten sollen die drei Kirchen kurz aufgeheizt werden, um Gottesdienste möglich zu machen. Bislang ist das nur eine Idee. Mal schauen, ob sie umgesetzt wird - und wenn ja, dann womöglich auch anderswo in NRW.